Immer am Schmutzigen Donnerstag morgens um 4 Uhr 30 ist Roger Bürgy in seinem Element. Dann beginnt im Deitinger Schachen nämlich die Chesslete. Auch in anderen Solothurner Dörfern ziehen dann die Fasnächtler in weissen Gewändern durch die Strassen und vertreiben mit ohrenbetäubendem Lärm den Winter.
Roger Bürgy gehört zu den lautesten Chesslern. Seit 40 Jahren stellt er Riesen-Rätschen her. Angefangen hat der Schreiner, der im Mai pensioniert wird, in seinem Lehrbetrieb. Rasch wurden Kollegen auf die Riesen-Rätschen aufmerksam. Also baute Bürgy noch mehr Rätschen und perfektionierte das Lärm-Instrument.
«Zuerst haben wir gemeint: Je grösser, desto besser. Aber wir merkten dann rasch: Je grösser, desto schwerer», erzählt Bürgy. Also habe er herumgetüftelt und die Rätsche leichter gemacht. Heute wiegt sie zwischen vier und fünf Kilo, schätzt der Schreiner. Vieles ist aus leichtem Tannen-Holz. Für die Zahnräder braucht es hingegen möglichst hartes Holz.
Kürzlich habe ein Kollege ein Dezibel-Messgerät mitgenommen. 112 Dezibel habe er gemessen. «Ich weiss nicht, ob das laut ist. Aber im Konzertsaal wäre es offenbar nicht mehr erlaubt», meint Bürgy. Tatsächlich: Ein Passagierflugzeug vom Typ Airbus A380 erzeugt beim Starten ungefähr 95 Dezibel...
Roger Bürgy baut mit Leidenschaft auch noch andere Lärm-Instrumente. An die nächste Chesslete will er mit einer grossen Raffel gehen, wie sie früher an Karfreitag auf den Kirchtürmen eingesetzt wurden. Wenn während der Kartage die Glocken schwiegen, wurden die Leute mit solchen Raffeln zum Gottesdienst gerufen.
Die Raffel kann Tüftler Bürgy noch verbessern. Die Riesen-Rätsche hingegen bietet ihm nach 40 Jahren keine Herausforderung mehr: «Die kann ich fast nicht mehr optimieren, sie ist eigentlich ausgereift.»