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Bild 1 von 4. Die Reithalle ist bis auf den letzten Platz besetzt. 900 Jugendliche sind anwesend, rund 50 Oberstufenklassen aus dem oberen Teil des Kantons Solothurn haben die Einladung der Filmtage angenommen. Viele Klassen mussten abgewiesen werden, weil sie sich zu spät angemeldet hatten. Bildquelle: Stefan Ulrich/SRF.
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Bild 2 von 4. Dienstagmorgen, 9 Uhr: Aus allen Richtungen strömen Oberstufenschülerinnen und -schüler durch die Altstadt Richtung Reithalle in Solothurn. Im Rahmen des Schulprogramms sind sie eingeladen zu einer Filmvorführung. Die Organisatoren haben «Sonita» ausgewählt. Bildquelle: Stefan Ulrich/SRF.
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Bild 3 von 4. Sonita lebt im Iran. Sie ist Afghanin, hat ihr Land aber verlassen, weil sie dort zwangsverheiratet würde. Ihre Mutter besucht sie im Iran und will sie zurück nach Afghanistan holen. «Mädchen werden verheiratet, so ist das bei uns», ist das Argument der Mutter. Doch Sonita weigert sich. Bildquelle: Stefan Ulrich/SRF.
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Bild 4 von 4. Sonita steckt die Wut auf die Traditionen in ihrem Land in einen Song und das dazugehörige Video. Sie rappt dagegen an, dass Mädchen in Afghanistan wie Schafe auf den Markt gebracht würden. Sie selber würde 9000 Dollar kosten in Afghanistan. Das Geld ginge an ihren Bruder, damit sich dieser eine Frau kaufen könnte ... Bildquelle: Stefan Ulrich/SRF.
«Dass Mädchen verkauft werden in Afghanistan, dass sie einen Preis haben, das habe ich nicht gewusst. Wenn man sich überlegt, dass ich verkauft worden und schon verheiratet wäre – das wäre schlimm» – die vielleicht 15-jährige Oberstufenschülerin ist beeindruckt vom Film «Sonita».
Auch ein anderes Mädchen macht sich Gedanken: «Wir haben in der Schule gerade über die Sklaverei in der heutigen Zeit gesprochen. Ich habe nicht gewusst, dass es so krass ist in Afghanistan.»
Auch den von SRF befragten Knaben hat der Film gefallen. Und das sagen sie nicht einfach, weil vor ihnen plötzlich ein Mikrofon auftaucht. Es ist ihre ehrliche Meinung. Der Dokumentarfilm «Sonita» ist manchmal harte Kost.
Er dauert anderthalb Stunden. Wenn 900 Teenager während der Vorführung still sind, dann ist das ein Zeichen dafür, dass ihre Aufmerksamkeit voll und ganz der Protagonistin galt.
Rap gegen Zwangsheirat
Sonita ist eine junge Afghanin. Sie flüchtet in den Iran, beileibe nicht gerade ein freies Land. Aber immerhin gibt es dort die Zwangsheirat nicht. Und diese hätte Sonita in ihrer Heimat Afghanistan geblüht.
Im Film sprechen junge Afghaninnen, die in Teheran Zuflucht gefunden haben, offen über ihren «Marktwert». Ein Richtpreis ist 3000 Dollar. Wenn noch Hausrat dazukommt, steigt der Preis an. Dass sich bereits verheiratete und ältere Männer sehr junge Frauen kaufen, geschehe oft in Afghanistan.
Sonita schreibt einen Rap, singt dagegen an, dass Mädchen verkauft werden. Der Videoclip wird auf Youtube zum Hit. Am Schluss ist Sonita in den USA, in einer Musikschule. Sie hat ein Stipendium erhalten.
Einen Morgen lang Filmbildung
900 Oberstufenschülerinnen und -schüler haben einen Film gesehen, den sie sich sonst wohl nie angeschaut hätten. Ihre Vorlieben sind normalerweise amerikanische Blockbuster, nicht in der Originalsprache, sondern synchronisiert.
«Sonita» ist das Kontrastprogramm dazu. Anspruchsvolle Filmkunst, die zum Nachdenken anregt, und das auch noch in der Originalsprache. Filmbildung hat stattgefunden am Dienstagmorgen in der Reithalle in Solothurn.
Und Filmbildung sei heutzutage sehr wichtig, sagt Gunhild Hamer, Leiterin der Fachstelle Kulturvermittlung des Kantons Aargau: «Kinder und Jugendliche konsumieren sehr intensiv audiovisuelle Medien. Sie gehen aber wenig kritisch damit um. Jugendliche müssen lernen zu hinterfragen, was sie sehen. Sie müssen aber auch verstehen, wie Filme gemacht sind.»
Der Aargau hat keine Filmtage, an denen Filmbildung stattfinden kann. Aber im Rahmen des Programms «Kultur macht Schule» können Schulklassen Filmvorstellungen besuchen oder Filmworkshops machen.
Und dieses Angebot werde auch genutzt, sagt Gunhild Hamer. Im Jahr 2016 hätten rund 3000 Schülerinnen und Schüler solche Kurse belegt. Das sei eine Verdoppelung zum Vorjahr.