Sie würde ja so gern in der Walpurgisnacht mit den Grossen auf dem Blocksberg tanzen. Aber die kleine Hexe ist noch viel zu jung. Erst 127 Jahre alt.
60 Jahre nachdem der Kinderbuch-Klassiker von Otfried Preussler erschienen ist, gibt es «Di chli Häx» jetzt auch als Film. Der Aarauer Regisseur Mike Schaerer (Stationspiraten, Lina) hat die Abenteuer der kleinen Hexe auf die Leinwand gebracht.
SRF: An den Solothurner Filmtagen war soeben die Schweizer Premiere von «Di chli Häx». 800 Personen, vor allem Kinder und ihre Eltern, haben Ihren ersten Kinderfilm angeschaut. Wie war das für Sie, Mike Schaerer?
Mike Schaerer: Ich war sehr nervös. Aber ich fand es super, weil ich gespürt habe, wie das Publikum mitgeht, dass es lacht, oder dass es still ist, wenn es leicht gruslig ist. Das Publikum zu erleben ist das Wichtigste, weil am Ende macht man Filme ja nicht für sich.
Sie haben bei der Premiere ihre beiden Kinder auf die Bühne geholt. Was ist deren Verdienst an diesem Film?
Sie waren wahnsinnig wichtig für mich. Auch wenn klar war, dass es ein Kinderfilm wird: Ich bin ja selber kein Kind mehr. Von dem her war es wahnsinnig wichtig, dass ich zwei hatte, die das Zielpublikum waren. Ich konnte in jeder Phase fragen, ob sie es lustig finden, oder ob es zu gruslig ist. Dass ich das eigene Publikum daheim hatte, half sicher, dass der Film jetzt so gut angekommen ist.
Es fällt auf, dass in letzter Zeit viele Kinderbuch-Klassiker verfilmt werden: Heidi, Schellenursli, Papa Moll, Die kleine Hexe... Das sind alles Figuren unserer Eltern und Grosseltern. Weshalb gibt es für die heutigen Kinder nichts Neues?
Das ist eine schwierige Frage. Vielleicht auch eine Frage an den Buchhandel. Es gibt ja schon immer wieder neue Kinderbücher. Aber vielleicht liest man als Eltern halt das selber vor, das man früher als Kinder selber vorgelesen bekam. Und Geschichten wie «Di chli Häx» oder Pippi Langstrumpf oder Ronja sind einfach Geschichten, die toll sind und funktionieren und den Kindern wunderbare Botschaften mitgeben. Von dem her... ich bin dankbar, dass es diesen Film geben durfte.
Mike Schaerer, Sie sind 1975 in Aarau geboren und aufgewachsen, haben in Aarau die Alte Kantonsschule besucht, und Sie leben in Aarau: Wie kommt jemand wie Sie zum Film?
Wir haben ein wunderbares Kino in Aarau, das Kino «Freier Film». Wir haben auch noch andere gute Kinos, aber dort habe ich schon als Kanti-Schüler mitgearbeitet und durfte der Programmgruppe helfen, half an der Bar aus und durfte Filme zeigen. Das war eine wunderbare Filmschule im Sinn von «Filme aus aller Welt kennen lernen».
Für eine Kleinstadt hat Aarau eine wirklich tolle Kinolandschaft.
Dann ging ich fünf Jahre an eine Filmschule nach New York und liess mich zum Regisseur ausbilden. Später kam ich zurück, habe hier angefangen zu arbeiten, und Schritt für Schritt ging es weiter.
Sie würden also sagen, Aarau sei ein gutes Pflaster für Filmemacher?
Es hat lustigerweise erstaunlich viele Filmemacher, die aus Aarau herauskommen, die nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Deutschland oder Hollywood arbeiten. Das ist erstaunlich für diese kleine Stadt. Vielleicht hat es wirklich unter anderem damit zu tun, dass wir für eine Kleinstadt eine so tolle Kinolandschaft haben mit guten Programmierern, so dass man als Jugendlicher viel sieht und inspiriert wird und vielleicht auch Lust bekommt, selber einmal sowas zu tun.