Radio SRF: Thomas Heimann, das Gründerzentrum entstand vor 20 aus der Not. Wie kam man aus dieser Situation zur Idee?
Thomas Heimann, Geschäftsführer Gründerzentrum Kanton Solothurn: Nach dem Aus der von Roll Hydraulik gab es Maschinen und Angestellte, beide ohne Aufgabe. Die ehemaligen Mitarbeitenden erhielten einfach eine Maschine in die Hand gedrückt mit der Aufgabe: Mach etwas damit, werde selbständig. Man hat gespürt, dass es Personen gibt, die sich mit Kleinst-Gewerbe über Wasser halten können.
Beim Ende der von Roll standen wohl nicht nur Ingenieure auf der Strasse, sondern auch einfache Angestellte. War die Selbständigkeit für alle der richtige Weg?
Nein, das ging nur für einen kleinen Teil der Personen. Nur wenige der 170 Leute erhielten eine Maschine oder Werkzeuge für den ersten Start.
Was macht das Gründerzentrum heute?
Sehr viele Personen kommen in der Früh-Phase ihrer Gründungsabsicht vorbei. Wir versuchen dann, ihnen einen möglichen Weg aufzuzeigen. Zum einen aus organisatorischer Sicht, zum anderen, was vom Markt her erwartet werden kann. Wir können positive Inputs geben, andere bewahren wir aber vor dem Schritt in die Selbständigkeit. Dazu stellen wir unangenehme Fragen oder geben den Ratsuchenden Hausaufgaben. Spreu und Weizen trennen sich dabei oft.
Stichwort Unternehmensgründung. Dabei denk man heutzutage häufig an Start-Ups von Studenten. Wer holt im Kanton Solothurn Ratschläge bei Ihnen?
Früher, vor zehn Jahren, gab es noch die Anbindung an die damalige Ingenieurschule HTL in Oensingen. Die Forschung war damit in der Nähe. Heute führen wir selten Beratungen für studentische Start-Ups durch. Wir beraten vor allem Handwerker oder Dienstleister, die sich selbständig machen wollen und nicht technologiegetriebene Start-Ups.
Wie fällt die Bilanz nach 20 Jahren Gründerzentrum aus? Was hat der Dienst der Solothurner Wirtschaft gebracht?
Konkrete Zahlen zu Neugründungen liegen nicht vor. Ich habe aber den Eindruck, dass sich ein Drittel der Personen selbständig machen, die beim Gründerzentrum beraten werden. Ein weiteres Drittel wagt ebenfalls den Schritt in die Selbständigkeit, aber nicht in dem Bereich, in welchem sie eine Beratung hatten. Und das letzte Drittel wagt es nicht. Bei jährlich 50 bis 100 Beratungen innerhalb von 20 Jahren ergibt dies eine stattliche Anzahl an neuen Firmen.