Seit 30 Jahren werden in Selzach im Sommer Opern aufgeführt. Die Sommeroper hat sich zu einem fixen Termin in der regionalen Kulturagenda gemausert. Zum Jubiläum gibt es «Der fliegende Holländer» von Richard Wagner zu sehen.
Eine imposante Oper «mit grossen Gesten und starker Musik», wie Bühnenbildner und Mitgründer Oskar Fluri meint. Zu dieser Oper brauche es auch ein imposantes Bühnenbild.
Fluri und seine Helfer haben in monatelanger Arbeit ein riesiges Schiff konstruiert, welches fast die ganze Bühne für sich einnimmt. «Es ist ein Grenzfall», lacht Fluri. Grösser dürfe die Kulisse definitiv nicht mehr werden. Zudem sei es für die Bühnentechniker eine «logistische Herausforderung». Denn das riesige Schiff muss vor dem 2. Akt verschwinden.
Dazu haben Oskar Fluri und seine Helfer sogar die Bühne im historischen Passionsspielhaus in Selzach leicht umbauen müssen. Ein Loch in der Wand war notwendig, damit der Bug des Schiffes Platz findet. «Es hat keinen Zentimeter Luft mehr auf dieser Bühne», meint Bühnenbildner Oskar Fluri, der jahrelang als Lehrer für bildnerisches Gestalten in der Region tätig war.
Aber nicht nur das Bühnenbild ist gigantisch: Auch musikalisch setzt die Wagner-Oper für Selzacher Verhältnisse neue Massstäbe. Das Orchester besteht aus über 50 Musikerinnen und Musiker. Der Orchestergraben musste deshalb vergrössert werden.
Auch im Chor – traditionell von Laien besetzt – hat es einige Profi-Sänger dabei. Denn die Werke von Richard Wagner verlangen auch nach einer gewissen Lautstärke. Die Sommeroper hat sich dafür Hilfe und Verstärkung beim Theater Orchester Biel Solothurn geholt.
Zum ersten Mal wird auch eine grossflächige Video-Projektion eingesetzt. So fühlt sich das Publikum tatsächlich auf ein Schiff versetzt, welches durch die stürmische See zieht.
Eigentlich wollten die drei Gründer der Sommeroper – darunter auch Oskar Fluri – vor dreissig Jahren keine regelmässige Veranstaltung ins Leben rufen. Ihnen ging es vor allem darum, das historische Passionsspielhaus im Herzen von Selzach zu retten. Das Gebäude steht heute zum Teil unter Denkmalschutz. Auch deshalb sitzen die 800 Gäste auf Holzbänken – fast wie in der Kirche.
Die erste Aufführung vor dreissig Jahren war von grossem Erfolg gekrönt. Es gab zuerst Wiederholungen der damals inszenierten Zauberflöte von Mozart – anschliessend wurden neue Stücke geprobt. Daraus ist eine Tradition entstanden, mit über 200 mitwirkenden Ehrenamtlichen.
Die Qualitätsansprüche sind über die Jahre gewachsen, das Bühnenbild wurde ebenfalls immer grösser. Mit der zum Jubiläum gespielten Wagner-Oper dürfte man in Selzach nun aber an die obere Grenze gestossen sein.