Der 69-jährige Schriftsteller Christoph Geiser erhält am Donnerstag den grossen Literaturpreis von Stadt und Kanton Bern für sein Gesamtwerk. Erst schrieb er Gedichte, dann Romane und Erzählungen. Den Durchbruch schaffte Geiser Anfang der 80er-Jahre. Es war seine intensive Auseinandersetzung mit seiner Herkunft als Sohn einer grossbürgerlichen Familie in Basel, welche er schriftstellerisch aufarbeitete. Später thematisierte er in Büchern seine Homosexualität.
Meine Familie versuchte immer, die Fassade aufrecht zu erhalten. Bis sie brüchig geworden ist.
Künstlerisch und sprachlich erweckt worden sei er durch seine Mutter, eine gelernte Schauspielerin, erzählt Geiser. Politisch geprägt habe ihn sein damaliger Hauslehrer – der bekannte Philosoph Hans Saner – der ihm statt Mathematik die Literatur näher brachte. Und der ihm zur Seite stand, als er den Militärdienst verweigerte.
Nach meiner Unterhaltung mit dem Divisionär wurden Dienstverweigerer zwar weiterhin verurteilt aber nicht mehr bestraft.
Als junger Mann kam Christoph Geiser – der auch journalistisch tätig war – nach Bern, wo er seit gut 40 Jahren lebt. Seine Heimat nennt er das Marziliquartier, mit seiner dörflichen Struktur. Geiser lebt aber auch in Berlin. Seit er in den 80er-Jahren dorthin kam, hat ihn die Grossstadt nicht mehr losgelassen. Dort könne er sich etwas freier bewegen als in Bern, sagt Geiser.
In Berlin gehen die Leute offener auf mich zu.
Mit der Verleihung des grossen Literaturpreises der Stadt und des Kantons Bern – dotiert mit 30'000 Franken – würdigt die Jury Geisers herausragendes literarisches Gesamtwerk. Es überzeuge durch Radikalität, sprachliche Kraft und thematische Vielfalt.