46'657 Menschen haben letztes Jahr im Kanton Bern Sozialhilfe bezogen, minim weniger als im Vorjahr. Mit 4,58 Prozent liegt die Sozialhilfequote etwa ein Prozent über dem schweizerischen Durchschnitt. Das geht aus der Sozialhilfestatistik hervor, den die bernische Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF) am Dienstag veröffentlichte.
Die Kosten der Sozialhilfe stiegen 2016 um knapp zwei Prozent auf 459 Millionen Franken. Dazu steigen die Aufwendungen der Sozialdienste stetig, 2016 auf 86 Millionen Franken. Um diese Entwicklung zu stoppen, änderte die bernische Fürsorgedirektion 2017 die Abgeltung. Es gibt kein Geld mehr für Stellen, sondern nur noch eine Pauschale für bearbeitete Fälle.
Kann die Wirtschaft ein sozialpolitisches Problem lösen?
Im Sozialhilfebericht wiederholt die Fürsorgedirektion die Forderung, es brauche von der Wirtschaft neue, niederschwellige Jobs, damit Sozialhilfebezüger den Weg zurück in die Arbeitswelt finden. Eine Arbeitsgruppe aus der Verwaltung soll dies zusammen mit der Wirtschaft an die Hand nehmen. Der Wirtschaftsverband Berner KMU verweigert sich dem Anspruch nicht. Aber KMU-Direktor Christoph Erb warnt, das könne kein Patentrezept sein.
Risikogruppen unverändert
Menschen mit wenig Bildung und Kompetenzen haben es immer schwerer, wieder in den Arbeitsmarkt zurückzufinden. Zunehmend ist seit Jahren die Zahl der über 50-Jährigen, die keine Arbeit mehr finden. Auch im Migrationsbereich erwartet der Kanton steigende Fallzahlen.
Eine Verbesserung sollen die Massnahmen bringen, die der Grosse Rat letzte Woche beschloss. Das Parlament sprach sich für eine Kürzung des Sozialhilfe-Grundbedarfs aus. Gleichzeitig sollen mehr Anreize für vor allem jüngere Sozialhilfebezüger geschaffen werden, die sich um Arbeit, Ausbildung und Integration bemühen.