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Mann vor Mikrofonen.
Legende: Felix Wolffers, Leiter des Berner Sozialamts, liess den Fall untersuchen. Christian Strübin/SRF

Sozialhilfe missbraucht? Stadt Bern weist Kritik zurück

Das Berner Sozialamt hat den Fall einer angeblich kaufsüchtigen Sozialhilfebezügerin untersucht und sieht keine Fehler.

Kleider im Wert von 100'000 Franken soll die inzwischen verstorbene Frau in ihrer Wohnung gelagert haben, teilweise ungebraucht. Das schrieb der «Blick» diese Woche. Die Frau sei beinahe täglich in Stadtberner Kleiderläden unterwegs gewesen, um ihre Kaufsucht zu befriedigen.

Gleichzeitig habe sie monatlich gegen 1000 Franken Sozialhilfe bezogen. Als die Frau in eine grössere Wohnung ziehen wollte, habe das Sozialamt nicht interveniert. Für die Berner Sozialdirektorin Franziska Teuscher ein schwerwiegender Vorwurf. «Die Bevölkerung muss sicher sein können, dass Sozialhilfe korrekt läuft, sonst gibt das Misstrauen».

Der Fall wurde seriös geführt.
Autor: Felix Wolffers Leiter Berner Sozialamt

Felix Wolffers, der Leiter des Berner Sozialamts, hat den Fall deshalb durch das Sozialrevisorat untersuchen lassen. Die Begleitung der Frau durch den Sozialdienst sei korrekt und engmaschig erfolgt, Hinweise auf eine Kaufsucht, Sozialhilfemissbrauch oder ungerechtfertigte Bezüge habe es nicht gegeben, zitiert heute die Stadt Bern aus dem Untersuchungsbericht der Revisoren.

Einmal abwesend ohne Bewilligung

Auch was den Wert der Kleider betrifft, widerspricht Wolffers: «Wir gehen davon aus, dass der Wert der Kleider nicht annähernd in der vom Blick erwähnten Grössenordnung lag.» Nach dem Tod der Frau habe das Konkursamt die Kleider angeschaut und geurteilt, da sei nicht viel Verwertbares dabei. In einem Fall hielt sich die Italienerin allerdings unbewilligt ausserhalb von Bern auf.

Nun erwägt das Sozialamt, eine Liste von Risiko-Klienten zu führen. Da wäre die Frau mit ihren Kleidern allerdings nicht aufgetaucht, weil sie ein unauffälliger Fall gewesen sei. «Ein Dossier wie tausende andere», so Felix Wolffers.

Anders sieht es aus beim Fall einer Frau, die Sozialhilfe bezieht - weil sie an ein allfälliges Vermögen im Ausland nicht herankommt. An diesem komplizierten Fall habe sich bereits ein renommiertes Berner Anwaltsbüro die Zähne ausgebissen, so geht aus dem rund 500 Seiten starken Dossier hervor, dass die Stadt Bern von einer anderen Gemeinde übernommen hat.

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