Steffisburg ist mit rund 16'000 Einwohnerinnen und Einwohnern eine grosse Gemeinde in der Region Thun. Wo die Grenzen der Gemeinden schon lange nicht mehr sichtbar sind. Aber jetzt geht Steffisburg hinter eine Ortsplan-Revision, die auch die Berner Fachhochschule interessiert.
Nirgends ist die Entwicklung von Steffisburg so frappant wie im unteren Gemeindegebiet, beim Bahnhof an der Hauptstrasse zwischen Bern und Thun. Dort ist aus einer grünen Matte ein Entwicklungsgebiet entstanden, nahe an zwei Autobahnausfahrten und neben der historischen Baugruppe des Burgerguts.
«Sehr typisch für eine Agglo-Gemeinde», sagt Städtebau-Professor Urs Heimberg von der Berner Fachhochschule, «jetzt entdeckt man den Wert solcher Parzellen, auf denen man jahrzehntelang alles abgestellt hatte, was man weder im Dorf noch in der Stadt wollte».
Die Industrie- und Gewerbebauten an der Bernstrasse könnten überall in der Schweiz stehen. Aber dahinter erstreckt sich viel Grünfläche, die auch ein Einfamilienhaus-Quartier abgrenzt.
Aus dem Wiesland könnte ein Naturpark entstehen. Und aus dem Einfamilienhaus-Quartier ein Quartier mit verdichteten, geschichteten Einfamilienhäusern. «Wir wollen zeigen, dass man hier besondere Qualität bieten kann, ohne Hochhäuser zu bauen,» sagt Urs Heimberg.
Im Steffisburger Unterdorf werden im Sommer 2018 eine riesige alte Möbelfabrik und Nachbarhäuser abgerissen. Es gibt Platz für ein völlig neues Quartier in der Kernzone. «Ich denke, wir wissen, was die Wirtschaft braucht und was die Bevölkerung will», resümiert Gemeindepräsident Jürg Marti.
Auch im Oberdorf zeichnen sich tiefgreifende Veränderungen ab. Es wird gebaut und umgenutzt. Allerdings muss die Gemeinde sehr darauf achten, hier auch die Ladengeschäfte zu halten.
Wie soll sich Steffisburg entwickeln? Die Grossgemeinde, die längst eine Stadt sein könnte und nicht will? «Es ist eine Gratwanderung, die viel Sorgfalt erfordert», so Gemeindepräsident Jürg Marti. Denn er weiss: Steffisburgerinnen und Steffisburger wollen sich die Vorteile eines Dorfes erhalten.
Die Entwicklung von Steffisburg hat allerdings so viel Potenzial und Spannung, dass sich die Abteilung Architektur der Berner Fachhochschule darum kümmert. Auch mit einer Ausstellung im Kornhaus Bern . Die Architekten und Städtebauer fragen sich dabei, wo der Wert, der Ruf und die Chancen einer Agglomerationsgemeinde sind. Wie viel davon in die Wirklichkeit findet, zum Beispiel entlang der Zulg, wird sich weisen.