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Spitäler Aargau Von der «Anstalt» zum Spital: 115 Jahr-Jubiläum in Menziken

Der Aargau ist der Kanton der Regionen und damit der Kanton der Regionalspitäler. Ein Beispiel ist das Spital Menziken. Vor 115 Jahren als «Asyl-Anstalt» gegründet, geniesst es heute starken Rückhalt in der Region Wynen- und Seetal. In einem schwierigen Umfeld setzen die Verantwortlichen auf Nähe.

Um 1900 ist das Wynental eine sehr ländliche Gegend. Aber die Industrie siedelt sich langsam an. Die Alu Menziken baut ihre Fabriken. Die Arbeit in den Fabriken ist gefährlich. Grössere Verletzungen müssen im Spital in Aarau behandelt werden. Aber das heisst: vier Stunden Fussmarsch – und das in einem angeschlagenen Zustand.

Viele Verletzungen werden deshalb nicht behandelt oder zu spät. Und das kann für die Betroffenen das Todesurteil bedeuten. Deshalb reift in der Region die Idee, selber eine Institution zu gründen zur Versorgung von Kranken und Verletzten. Treibende Kraft dahinter ist der reiche Industrielle Jakob Irmiger.

1902 wird das Spital Menziken eröffnet. Allerdings nicht als Spital, sondern als «Krankenasyl Oberwynen- und Seetal». Und in diesem «Asyl» arbeiteten nicht Krankenschwestern, sondern Wärterinnen. Das hat Theres Gautschi herausgefunden. «Auf alten Plänen des Gebäudes heisst es Wärterinnenzimmer und nicht Schwesternzimmer.»

Gemeinden liefern Fische oder Äpfel

Spital Menziken

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  • 60 Betten stationär, 70 Betten im Pflegeheim
  • 3700 stationäre Patienten
  • 9000 Patienten im Notfall
  • Notfalldienst 24 Stunden, zwei Ambulanzen
  • 300 Mitarbeitende, 200 Vollzeitstellen (Spital, Pflegeheim, Rettungsdienst)
  • Chefarzt System in der Medizin
  • Belegarztsystem in Chirurgie und Gynäkologie

Theres Gautschi ist Leitern des Pflegedienstes im Spital Menziken. Sie hat die Recherchen gemacht für eine Broschüre zum 115 Jahr-Jubiläum. Dabei hat sie noch viele andere Kuriositäten ausgegraben. Zum Beispiel jene, dass die Gemeinden das Asyl häufig nicht mir Geld unterstützten, sondern mit Naturalien.

Einmal, als der Fang im Hallwilersee sehr gut gewesen sei, habe die Gemeinde Beinwil am See dem Asyl zum Beispiel massenweise Fische geschenkt, lacht Theres Gautschi. Eine andere Gemeinde schickte eine Ladung Äpfel.

Heute ist das Spital Menziken in der Region gut verankert. Getragen wird es von 13 Gemeinden aus der Region, die in einem Spitalverein zusammengeschlossen sind. Einen ähnlichen Verein gibt es in Leuggern. Und die zwei Vereine besitzen zu gleichen Teilen die Asana Gruppe AG, die wiederum die Spitäler Leuggern und Menziken betreibt.

Kleinheit als Vorteil

Das Spital Menziken hat schwierige Zeiten hinter sich. 2015 war die finanzielle Lage kritisch. 20 Stellen mussten abgebaut werden, viel im Vergleich zum Bestand von heute rund 200 Vollzeitstellen.

Heute schreibe man wieder Gewinn, sagt Spitaldirektor Daniel Schibler. Er glaubt an die Zukunft seines Hauses. Den Stimmen, die sagen, dass es im Aargau zu viele Spitäler gebe, dass man gerade die kleinen schliessen solle, tritt er dezidiert entgegen.

Gerade die Kleinheit sei ein wichtiger Faktor: «Wir bieten eine Grundversorgung an in der Region. Und das treibt die Kosten nicht in die Höhe, es hält sie in Grenzen, weil wir nur gerade jene Infrastruktur haben, die wir hier wirklich brauchen.»

Und was ist mit dem Argument, dass es rund um Menziken andere Spitäler gibt, grössere, die zudem gut erreichbar sind? Im Vordergrund steht hier Aarau. Dorthin kommen man sowieso, sobald ein Fall etwas komplizierter ist.

Das Spital vor der Haustür

Daniel Schibler weist darauf hin, dass man die Distanz nicht unterschätzen dürfe. Und auch den Verkehr nicht, der auf der Achse Menziken–Aarau sehr dicht sei. Die berühmt berüchtigte Bären-Kreuzung in Suhr fordert den Autofahrern zum Beispiel nicht selten sehr viel Geduld ab.

Schibler: «Man braucht schnell einmal 45 Minuten von Menziken nach Aarau. Und oft muss halt die Frist, um Hilfe zu erhalten, einfach kürzer sein.» Da pflichtet ihm ein älteres Ehepaar bei, das gerade am Spital vorbeispaziert. Sie hätten kein Auto, sagt der Senior. Und deshalb seien sie froh um ein Spital gleich vor der Haustür.

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