- Die Solothurner Spitäler AG (SoH) hat im Jahr 2019 einen Verlust von fast sechs Millionen Franken gemacht. Schon im Vorjahr waren die Zahlen der SoH rot.
- Ganz anders präsentieren sich die Zahlen der kantonalen Spitäler im Aargau. Sowohl das Kantonsspital Baden als auch jenes in Aarau haben 2019 schwarze Zahlen geschrieben und auch die Psychiatrischen Dienste (PDAG) schliessen das Jahr äusserst positiv ab.
- Spitzenreiter ist das Kantonsspital Baden (KSB) mit einem Jahresgewinn von 40 Millionen Franken, bei den PDAG waren es 13 Millionen und beim KSA immerhin 1,7 Millionen Franken.
Betrachtet man nur die nackten Zahlen, ist klar: Die Aargauer Spitäler arbeiten (betriebswirtschaftlich) gut. Das Kantonsspital Baden zum Beispiel kann mit dem Geld, das es Jahr für Jahr verdient, locker seinen Neubau finanzieren. Adrian Schmitter, CEO des Kantonsspitals Baden, listet eine ganze Reihe von Gründen auf, warum das KSB so gute Jahreszahlen vorlegen kann. Man habe wenig Personalwechsel, das Arbeitsklima sei gut und man habe ein grosses Einzugsgebiet, also viele Kunden. Und vor allem: Man investiere laufend in die Infrastruktur. Deshalb könne man effizient arbeiten.
Wir investieren laufend in die Infrastruktur. Das erlaubt es uns, hoch effizient zu arbeiten.
Das Kantonsspital Aarau (KSA) steht nicht so gut da wie das KSB, aber es meldet für 2019 immerhin einen Gewinn von 1,7 Millionen Franken. Entscheidend beim KSA ist aber, dass es die Marge verbessert hat. Das heisst, es kann mehr Geld für Investitionen auf die Seite legen.
Und das dritte Kantonsspital des Aargaus, die Psychiatrischen Dienste Aargau (PDAG), spricht von einem «sehr erfolgreichen» Geschäftsjahr 2019. Die PDAG machte einen Gewinn von 13 Millionen Franken und ist in der Lage, eine ganze Reihe von teuren Neubauten zu finanzieren.
Solothurner Spitäler im Minus
Anders der Ton im Geschäftsbericht 2019 der Solothurner Spitäler AG (SoH): Die SoH AG betreibt die Spitäler Solothurn, Olten und Dornach sowie die Psychiatrischen Dienste. Zwar habe man im Jahr 2019 mehr Patientinnen und Patienten behandelt (+2 Prozent im stationären Bereich, +5 Prozent ambulante Behandlungen), doch die Rechnung schliesse trotzdem mit einem Verlust von 5,7 Millionen Franken ab, heisst es im Geschäftsbericht.
Die Zahlen der Spitäler, die sich im Besitz der Kantone befinden, sind also sehr unterschiedlich. Sie verleiten zum Schluss, dass die Aargauer Häuser  (betriebswirtschaftlich gesehen) gut arbeiten, jene im Kanton Solothurn schlecht.
Doch dieser Schluss ist voreilig. Im Gespräch mit den Spitälern, mit dem Kanton und mit einem Gesundheitsexperten zeigt sich, dass der Quervergleich zwischen den kantonalen Spitälern heikel ist. Zu unterschiedlich seien die Rahmenbedingungen.
Das beginnt zum Beispiel beim Wert eines Taxpunktes für die ambulanten Behandlungen. Die Taxpunkte sind wichtige Elemente bei der Kostenberechnung einer Behandlung. Ihr Wert unterscheidet sich von Spital zu Spital.
Und grosse Unterschiede gibt es bei den Löhnen. Im Kanton Solothurn hat das Personal der SoH, obwohl diese eine unabhängige Aktiengesellschaft ist, den gleichen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) wie das Staatspersonal. Das bedeutet, dass die Einstiegslöhne in einzelnen Berufsgruppen deutlich höher sind als im Aargau.
Die SoH spürt den Spardruck des Kantons
Die SoH weist darauf hin, dass ihr in den letzten Jahren viel Geld bei den gemeinwirtschaftlichen Leistungen gestrichen worden sei, weil der Kanton gespart habe. Mit diesem Geld werden zum Beispiel der Rettungsdienst oder die Ausbildung von Assistenzärztinnen und -ärzten abgegolten. Diese Leistungen erbringt die SoH weiterhin, bezahlt sie aber nun aus der eigenen Kasse. Auch deshalb sei man im Minus, begründet die SoH.
Fazit: Vergleichen lassen sich die Jahreszahlen von Spitälern höchstens innerhalb eines Kantons. Aber auch dort kommt es stark darauf an, welche Leistungen ein Spital erbringen muss. Im Aargau deuten die Zahlen darauf hin, dass das Kantonsspital Baden sehr viel effizienter arbeitet als das Kantonsspital Aarau. Aber die Zahlen der Aargauer Kantonsspitäler mit jenen der SoH-Häuser vergleichen, das wäre, wie wenn man Äpfel und Birnen vergleichen würde. Und immer gilt: Die nackten Zahlen, ob rot oder schwarz, sagen noch nichts aus über die medizinische Qualität eines Spitals.