Der internationale Durchbruch gelang Nora Jäggi an der Europameisterschaft im Jahre 2018 in Rumänien. Es seien viele Nationen gesperrt gewesen wegen Doping, so sei der Weg für die «Ehrlichen» frei geworden. «Ich war erstaunt über meinen 6. Rang. Viele Athletinnen durften erst gar nicht zum Wettkampf anreisen, weil sie mit unerlaubten Substanzen überführt wurden.»
Doping als Dauerthema
Es gibt nur wenige andere Sportarten, bei denen das Doping und der Verdacht dazu so omnipräsent sind wie beim Gewichtheben. Führende Länder sind China, Japan und Korea. Wer dort genug stark ist, der kann vom Sport leben. Die Kritik richtet sich aber nicht nur gegen die dopenden Länder und ihre Athleten. Kritik richtet sich auch gegen den internationalen Verband, der zu wenig gegen die Einnahme unerlaubter Substanzen unternehmen würde. Sollte sich die Situation nicht verbessern, so würde Gewichtheben aus dem Programm der Olympischen Spiele gestrichen. So die Drohung des Olympischen Komitees. Beginn der Massnahme: 2024.
Das Zusammenspiel von Bewegungsablauf, Kraft und Explosivität fasziert mich.
Dennoch liebt Nora Jäggi ihren Sport. «Es ist das Zusammenspiel von Kraft, Beweglichkeit, Schnelligkeit, Explosivität und Technik, die sich harmonisch ergänzen müssen», umreisst Jäggi ihre Faszination. Es sei nicht möglich, nur in einem Bereich gut zu sein. «Hast du nur Kraft und keine Explosivität, dann kannst du die Hantel nicht umsetzen.» Jäggi lernte Gewichtheben im CrossFit kennen.
Vor allem die Technik verlangt viel. Richtig hin stehen, die Schultern anheben, dann die Ellenbogen hochziehen und gleichzeitig auf die Zehenspitzen stehen. So beginnt der Kraftakt, eine Choreografie von Bewegungen gepaart mit Exploits. Dann geht es darum, den Schwung auszunutzen, die Hantel umzusetzen, die Arme zu strecken und sich gleichzeitig auf die Fersen fallen zu lassen. Ein Bewegungsablauf, den Nora Jäggi in jedem Training übt.
Vegane Ernährung
Tierische Produkte oder Fleisch braucht Nora Jäggi nicht mehr. Vor drei Jahren stellte sie die Ernährung um, ohne Nachteile für ihren Sport. Dabei geht es aber nicht nur um ihren Körper, dem sie die Hormone im Fleisch nicht mehr zuführen möchte. Jäggi liegt auch das Tierwohl am Herzen. «Moderne Tierhaltung kann ich auch aus ethischen Gründen nicht vertreten.» Käme dazu, dass der Fleischkonsum die Erderwärmung mit beeinflusse.
Nächster Höhepunkt in der Karriere von Nora Jäggi wird die Europameisterschaft in Moskau vom kommenden Herbst sein. Sportliche Ziele hat Jäggi keine. Es gehe viel mehr darum, die Freude am Training und am Sport selbst wiederzufinden. »Ist alles wieder wie vor der Corona-Krise, dann kann ich mir Vorstellungen über konkrete Ziele machen.»