Von A wie Albanisch, über J wie Japanisch, zu V wie Vietnamesisch. In der Schweiz wird HSK-Unterricht in über 40 Sprachen angeboten. Dieser Unterricht in heimatlicher Sprache und Kultur HSK findet neben der normalen Schule statt – am Mittwochnachmittag, am Abend, am Wochenende. Dabei sollen Kinder mit Migrationshintergrund ihre Muttersprache lernen.
Wenn die Kinder ihre Muttersprache können, lernen sie schneller Deutsch.
«Die Sprache ist das Fundament», sagt die Albanisch-Lehrerin Mirela Duka. Wenn man die Muttersprache richtig könne, lerne man andere Sprachen wie Deutsch schneller. «Und wenn die Kinder in ihre Heimat gehen, müssen sie albanisch können, um mit ihren Grosseltern sprechen zu können.»
Mirela Duka gibt einmal pro Woche Albanisch-Unterricht im Schulhaus Lorraine in der Stadt Bern. Jeden Mittwochnachmittag kommen zehn Schülerinnen und Schüler von der ersten bis zur neunten Klasse zu ihr in den Unterricht. «Sie lernen die Sprache, aber auch Fächer wie Geografie in albanisch», sagt Duka. Auch die albanische Kultur habe ihren Platz im Unterricht. Die Kinder sollen die Sitten und Bräuche kennen.
Das Material kommt von Albanien
Das Schulmaterial erhält sie aus Albanien. Sie würden eine Jahresplanung erhalten, was sie wie pro Schuljahr machen müssten, sagt Mirela Duka. Der Unterricht wird über eine private Trägerschaft finanziert – ein Teil müssten auch die Eltern bezahlen. Weil dies viele nicht machen würden, müssten sie gratis arbeiten, sagt die Lehrerin. So geht es auch anderen HSK-Lehrerinnen und -Lehrern. Darum fordern sie mehr Geld von der öffentlichen Hand.
Der HSK-Unterricht ist derzeit ein Flickenteppich. Nicht in allen Kantonen werden dieselben Sprachen angeboten. Nicht überall findet der Unterricht gleich oft statt. Nicht alle Angebote sind gleich finanziert. So wird der HSK-Unterricht nicht nur von privaten Trägerschaften organisiert und finanziert, sondern teilweise auch von der jeweilige Botschaft. «Italien, Spanien, Griechenland oder Ungarn zahlen für den HSK-Unterricht in der Schweiz», sagt Therese Salzmann von der IG Erstsprachen, die sich für den HSK-Unterricht einsetzt. «Das ist sehr ein grosser Einfluss.»
Mehr öffentliche Gelder gefordert
Wenn der Unterricht mehr von der öffentlichen Hand bezahlt würde, hätten die Länder weniger Einfluss, dafür aber die Schweiz, sagt Salzmann. Ein Beispiel aus dem Kanton Thurgau hatte 2018 grosse Wellen geschlagen. Nach einem Schultheater einer türkischen HSK-Klasse wurde diskutiert, inwiefern die türkische Regierung die Aufführung gefärbt hatte.
«So etwas kommt im Kanton Bern nicht vor», sagt Erwin Sommer, Vorsteher des Amts für Kindergarten und Volksschule im Kanton Bern.
Die verschiedenen Kulturen müssen sich an das Konkordat halten.
Auch wenn der Kanton Bern den HSK-Unterricht finanziell nicht unterstützt, müsse er sich an Regeln und Vorschriften halten: «Nach Definition des Harmos-Konkordats muss der Unterricht politisch und konfessionell neutral sein.» Kontrolliert wird dies nicht – das sei nicht nötig und aus Ressourcengründen auch nicht machbar, sagt Sommer.
Wieso will Bern nicht zahlen?
Der Kanton unterstützt den HSK-Unterricht organisatorisch. Eine Fachperson betreut die Angebote, informiert darüber. Der Unterricht fördere die Sprachentwicklung der Kinder, so Sommer. Trotzdem soll das Angebot weiterhin von Privaten angeboten werden. «Es gibt viele andere private Angebote.» Der Kanton könne nicht alles anbieten, das Nice-to-have sei, meint Sommer.