Den letzten Hasskommentar hat die Influencerin und zweifache Mutter Mabelle Solano einige Stunden vor dem Dreh bei SRF Forward erhalten: «Und du fragst dich noch, warum du vergewaltigt wirst, stellst dich aber so zu Schau. Bye Bitch!» Die ehemalige Lehrerin Morena Diaz erhält ähnliche Kommentare. Nachdem sie auf ihren Social-Media-Kanälen von ihrer Vergewaltigung erzählt hat, schlägt ihr eine Welle an Hass entgegen. «“Sei froh, dass du überhaupt von jemandem gefickt wurdest!” – diesen Kommentar werde ich nie vergessen», sagt Diaz.
Um anderen zu zeigen, was mit einem Opfer passiert, wenn es mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit geht, lässt Morena Diaz alle Kommentare auf ihren Kanälen stehen. Ausserdem versucht sie, den Sendern von Hassnachrichten Mitgefühl entgegenzuhalten: «Diese Menschen müssen extrem unzufrieden mit ihrem Leben sein.» Mabelle Solanos Strategie wiederum ist es, dem Hass gar keinen Raum zu geben. Sie löscht alle Hasskommentare und blockiert die User.
Camille Lothe ist Präsidentin der Jungen SVP Kanton Zürich. Ihr sei bewusst, dass eine Person des öffentlichen Lebens mit negativen Kommentaren rechnen muss, sagt sie. Man müsse sich aber auch nicht alles gefallen lassen: «Wenn Hassnachrichten zu weit gehen, dann sollte man die Sender anzeigen.» Auch Aktivistin Angela Addo wird beleidigt und online angegriffen. Sie engagiert sich für die «Black Lives Matter»-Bewegung in der Schweiz und erhielt nach zwei Auftritten in der SRF Sendung Arena viele Hassnachrichten. «Was mich wirklich verletzt, sind die Menschen, die sich vereinigen und gezielt auf mich losgehen», erzählt sie vor der Kamera.
Um mit dem Hass umgehen zu können, tauscht sich Angela Addo mit anderen aus und versucht, sich auf die positiven Nachrichten zu fokussieren. Camille Lothe hat eine andere Strategie:«Ich habe die Hassnachrichten veröffentlicht und daraufhin viel Zuspruch erhalten.» So merke man auch, dass der Hass von einer lauten aber sehr kleinen Minderheit kommt.