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SRF Forward Pestizide: «Wir müssen aufhören!» – «Ohne geht es nicht!»

Auf dem Acker aufs Spritzen verzichten? Unbedingt, sagt ein junger Milchbauer aus dem Berner Oberland. Unmöglich, meint hingegen eine junge Landwirtin, die Kartoffeln und Karotten anbaut. Warum gehen die Meinungen so auseinander? Ein Besuch.

Wenn Florian Stucki gerade nicht mit seinen Kühen beschäftigt ist, baut er Spargel und Weizen an. Der Landwirt tut das auf dem Hof seiner Eltern im Diemtigtal im Berner Oberland, einem Ort, an dem solche Dinge normalerweise nicht angebaut werden. Stucki wagt diese Experimente, weil er anderen Bauern in der Umgebung etwas beweisen will. Nämlich, dass es möglich ist, auch in höheren Lagen Gemüse und Weizen anzubauen. Und er hat eine weitere Vision: Eine Schweiz ohne synthetische Pestizide. «Ich bin der Ansicht, dass chemisch-synthethische Mittel nicht in den Boden gehören. Pestizide haben Langzeitfolgen, über die wir einfach noch zu wenig wissen. Und auch gesundheitlich wissen wir nicht, wie gross die Folgekosten sind».

«In der Schweiz könnten wir sagen, wir machen es ohne Pflanzenschutzmittel. Aber entsprechend müssten wir den Ertrag, der wegfällt, importieren.»
Autor: Leana Waber Landwirtin

Leana Waber sieht das anders. Die junge Landwirtin arbeitet auf dem Hof ihrer Eltern in Kiesen bei Bern. Sie sagt, ohne den Einsatz von Pestiziden würden sie nicht genügend Lebensmittel produzieren . «In der Schweiz könnten wir sagen, wir machen es ohne Pflanzenschutzmittel. Aber entsprechend müssten wir den Ertrag, der wegfällt, importieren.» Bei den Karotten sieht sie ein noch ein Problem: Sie scheue zusätzliche Arbeit nicht, die durch den Verzicht auf Herbizide anfallen würde. Aber: «Der Markt an Bio-Karotten ist gesättigt. Entsprechend wäre der Absatz nicht da.» Auch sie wünsche sich, dass die Landwirtschaft mit weniger Chemie auskäme. Auch wenn sich die Forschung ständig weiterentwickle, fehle dennoch häufig die Alternative zu den chemischen Mitteln.

Die Leute müssen sofort lernen, dass die Lebensmittel ihnen etwas wert sein müssen.
Autor: Florian Stucki Milchbauer

Soweit Florian Stuckis und Leana Wabers Meinungen zum Thema Pestizide auseinandergehen – eine Gemeinsamkeit haben sie: Beide wünschen sich ein Umdenken der Konsumenti:nnen «Die Leute müssen sofort lernen, dass die Lebensmittel ihnen etwas wert sein müssen. Wir sollten nicht mit dem Finger auf einander zeigen: Die Veränderung muss von allen kommen: Von der Landwirtschaft, vom Detailhandel und von den Konsumenten.» Leana Waber sieht das ähnlich: «Wenn sie uns sagen: «Stellt um!» Dann müssen wir den Konsum umstellen, dann müssen wir weniger Foodwaste verursachen. Das sind Dinge, die man aus meiner Sicht angehen muss, bevor man die Bewirtschaftung ändern kann.»

Am 13. Juni stimmen wir über die Trinkwasser- und die Pestizidinitiative ab. In beiden Initiativen geht es um den Einsatz von Pestiziden. Die Trinkwasserinitiative verlangt, dass nur noch die Landwirtschaftsbetriebe Subventionen bekommen sollen, die pestizidfrei produzieren und in der Tierhaltung auf vorbeugend oder systematisch verabreichte Antibiotika verzichten. Zudem müssen die Betriebe in der Lage sein, ihre Tiere ausschliesslich mit Futter zu ernähren, das sie selber produzieren. Auch die landwirtschaftliche Forschung, Beratung und Ausbildung soll auf diese Ziele ausgerichtet werden. Die Pestizidinitiative verlangt ein Verbot synthetischer Pestizide in der Schweiz. Auch aus dem Ausland sollen keine Lebensmittel mehr importiert werden, die mit Hilfe synthetischer Pestizide hergestellt worden sind. Dies betrifft nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch Privatgärten, Lebensmittelverarbeitung, Landschaftpflege.

In der Schweiz gibt es ungefähr 50'000 Landwirtschaftsbetriebe. Über 80% arbeiten konventionell, das heisst, es werden synthetische Pestizide verwendet. Würden die Initiativen angenommen, hätte das auf viele Schweizer Landwirtschaftsbetriebe grosse Auswirkungen.

SRF Forward

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Wir sind SRF Forward, ein Team von jungen JournalistInnen. Wir recherchieren zu drängenden Themen unserer Zeit und bringen dich mit Einordnung und Hintergrund weiter. Wir wollen nicht nur wissen, was passiert. Wir wollen verstehen, warum es passiert. Gemeinsam mit dir schaffen wir einen Diskussionsraum und suchen nach Lösungsansätzen. Dabei werden wir selbst noch viel lernen. Jeden Mittwoch gibt es ein neues Video von uns, mit dem wir dich zum Nachdenken anregen und Debatten auslösen wollen. Die Welt ist kompliziert. Lass uns zusammen durchsteigen.

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