Die Struktur: Der Kanton St. Gallen hat besondere geografische Bedingungen. Er hat die Form eines Ringes, der sich um die beiden Appenzell schliesst. Unter anderem hat der Kanton deshalb eine heterogene Bevölkerungsstruktur mit klar abgrenzbaren Regionen und unterschiedlichen Bedürfnissen. Zudem sind die Distanzen wegen der Ringstruktur weit. Dies führt dazu, dass sich die Spitallandschaft historisch entsprechend entwickelt hat mit vier Spitalregionen, total acht Landspitälern und einem Zentrumsspital in der Hauptstadt.
Das Problem: Besonders die kleineren Landspitäler werden zunehmend zu einer finanziellen Bürde. Kritiker argumentieren seit über 20 Jahren, dass der Kanton sich eine solch aufwändige Spitalstruktur nicht leisten kann. Die Versuche, Spitäler zu schliessen, sind aber am Widerstand der Bevölkerung gescheitert. Im Jahr 2004 wurde der damalige Gesundheitsdirektor und Regierungsrat Anton Grüninger (CVP) sogar abgewählt. In der Folge legte die Politik fest, dass Spitalschliessungen im Kanton St. Gallen tabu sind.
Auch ländliche Gebiete haben ein Recht auf ihr Spital.
Die Wiederholung: Der jetzige Verwaltungsrat des Spitalverbundes hat die Diskussion um Spitalschliessungen neu entfacht. Die Sachzwänge und Argumente, die dahinter stehen, sind nicht neu: Konzentration von Leistungen, Umwandlung bestehender Landspitäler in Ambulatorien oder Gesundheitszentren. Auch der Widerstand gegen diese Bestrebungen formuliert sich in bekannten Begriffen: «Auch ländliche Gebiete haben ein Recht auf ihr Spital», sagte eine Demonstrantin in Wattwil. Hier ist am Montag bereits eine Petition lanciert worden zum Erhalt des Spitals.