45'000 Einwohnerinnen und Einwohner, 28'000 Arbeitsplätze. Ein sehr tiefer Leerwohnungsbestand, viele Pendler und eine vorzügliche Wohnlage am See und an der Aare. Vielen Leuten ist es sehr wohl in dieser Stadt. Das ist Thun 2018.
Plus 5000 Bürgerinnen und Bürger, 3500 neue Arbeitsplätze, das ist die Vision im Stadtentwicklungskonzept 2035. Bis zum 24. August 2018 kann sich die Bevölkerung nun dazu äussern. Gleichzeitig geht ein Gesamtverkehrs-Konzept in die Konsultation bei Parteien und Verbänden.
Diese Konzepte und Visionen sind die Werkzeugkiste und die strategische Grundlage für die Thuner Ortsplanungsrevision, die 2020 in Kraft treten soll.
Thun hat den Vorteil, dass hier Areale für Wohnen und Arbeit vorhanden sind, die noch Entwicklungspotenzial enthalten. Thun hat auch in den bestehenden Quartieren die Möglichkeit, zu verdichten. Von zwei neuen Einzonungen abgesehen, müsste das Wachstum so zu bewerkstelligen sein.
Wir wollen aus unseren Qualitäten wachsen. Niemand will die Stadt auf den Kopf stellen.
Aber Thun hat ein Luxusproblem. Die Stadt muss aufgrund ihrer heutigen Qualitäten beweisen, dass es Veränderungen überhaupt braucht. Das braucht Augenmass, weiss der Stadtpräsident. Und so ist die politische Prämisse: Thun bleibt Thun.
Thun will die Quartiere als Lebenszentren fördern. Deshalb müssen hier künftig andere Nutzungen möglich sein, also Gastronomie, Gewerbe, Ärzte, Kitas. Ein weiteres Ziel der Stadtentwicklung ist, den Verkehr aus den Quartieren zu verbannen, auf den Durchgangsstrassen aber zu verflüssigen. Die Altstadt soll als lebendiges Zentrum funktionieren. Freiräume, Grünzonen sind definiert und gesichert.
Wir übernehmen die Verantwortung für einen sehr sorgsamen Umgang mit dem Boden
Aber Thun will auch als Arbeitsstadt wachsen. Mit Arbeitsplätzen, die so nahe wie möglich bei den Wohnorten liegen, dazu verdichtete Zonen mit Firmen. Denn die Zahl der Arbeitsplätze hat seit 2011 abgenommen, ihr Wachstum ist unterdurchschnittlich.
Hier steht ein Stück Land beim Autobahnanschluss Thun-Süd und dem Stadion als neue Arbeitszone zur Debatte. Ein erster Versuch, hier Garagenbetriebe anzusiedeln und dafür ein Terrain in der Stadt für gehobene Wohnnutzung freizubekommen, scheiterte allerdings an einer Urnenabstimmung.
«Es ist eine Herausforderung, heute die Stadt von 2035 zu planen. Aber weil wir auf unseren Qualitäten aufbauen, müssen wir gar nicht so viel verändern», sagt Planungsdirektorin Marianne Dumermuth. Gilt auch für den Verkehr.
Die Thuner Behörden wollen nun mit einem intensiven Austausch mit der Bevölkerung den Puls spüren. Denn der Gemeinderat weiss aus der jüngsten Vergangenheit: Die Verdichtung von alten Siedlungen oder Veränderungen beim Verkehr sind in dieser Stadt heikel.