Die altehrwürdige Markthalle, selbst ein Baudenkmal, ist die Hülle für städtebauliche Visionen. 200 angehende Architektinnen und Architekten haben in ihrer Ausstellung konkretisiert, wie die Stadt Langenthal sich weiterentwickeln könnte. Der Zeitpunkt passt. Langenthal ist mit seinen neuen Richtplänen für Arbeit, Wohnen und Verkehr bereit, seine Entwicklung anzupacken.
Die jungen Berufsleute haben nun ihre Ideen sichtbar gemacht. Mit abgehobenen Schulhäusern, Hochhäusern, aufgestockten Quartieren und Wohnmaschinen. Mit einem Eisstadion, das sich in die Landschaft schmiegt. Langenthal hat viele Möglichkeiten, sich zu verändern.
Zuerst waren wir überfordert. Aber dann haben wir bei der Arbeit unsere Narrenfreiheit als Studenten voll ausgekostet. Durchaus zum Nutzen von Langenthal
Alte Industriebrachen werden für die innere Verdichtung zur grossen Chance. «Wir haben mit aller Narrenfreiheit und mit der Unbeschwertheit der Studenten arbeiten können, auch wenn wir zuerst überfordert waren von der Grösse der Areale. Aber wir können uns vorstellen, dass es für Langenthal einen Nutzen hat», sagt Carola Merz. Die junge Architektin hat ihre Diplomarbeit über die Langenthaler Markthalle geschrieben.
Wir haben Haltung gezeigt und uns festgelegt, auch mit radikalen Lösungen. Wäre schade, wenn die grosse Arbeit einfach vergessen würde.
Und ihr Kollege Nicolas Kofmel, Student im letzten Studienjahr, ergänzt: «Wir haben radikale Lösungen gefunden. Aber es wäre schade, wenn jetzt alles einfach vergessen würde. Denn wir haben uns festlegen müssen, eine Haltung eingenommen. Das war enorm wichtig.»
«Verdichtung bekommt in Langenthal ein Gesicht»
Urs Heimberg, Professor für Raumplanung und Städtebau an der Berner Fachhochschule, weiss genau, dass all diese Ideen und Projekte jetzt nicht gleich gebaut werden. Die Ausstellung soll Politiker, Planer und auch die Bevölkerung anregen, über die Zukunft nachzudenken und auch zu streiten.
Künftige Architekten können nicht mehr auf der grünen Wiese bauen. Sondern in einem bestehenden Baubestand mit all seinen Geschichten und Menschen.
Auf der anderen Seite hat in der Architektur eine neue Zeitrechnung angefangen. Keiner stellt mehr ein Quartier auf die grüne Wiese, der Umgang mit dem Boden hat sich fundamental geändert. Und - Planer und Architekten bauen nicht nur Häuser, sondern sie gestalten ein Quartier, ein Umfeld, ein Lebensraum. «Es braucht den Blick aufs Ganze. Einem Lebensraum Qualität zurückzugeben, damit müssen die jungen Leute künftig fertig werden».
Positives Echo von den Stadtplanungs-Profis
Die Berner Fachhochschule begleitet jedes Jahr eine Gemeinde. Ein Kreativ-Aufwand, den sich keine Stadt leisten könnte, wenn sie übliche Beratungshonorare bezahlen müsste.
Wir haben sehr Freude an der Arbeit. Davon wird in der Zukunft einiges hängenbleiben.
Aber bleibt davon aus etwas hängen in der konkreten Anwendung? «Wir haben sehr Freude an der Arbeit der jungen Leute», sagt der Langenthaler Stadtentwickler Markus Zahnd. «Es wird die Diskussion beflügeln und wenn wir mit Investoren und Architekten durch die Stadt gehen, wird davon etwas zurückbleiben, davon bin ich überzeugt.»