Wie andere Städte im Kanton Zürich hat auch Winterthur seit längerer Zeit ein Problem mit den Sozialkosten. Auch letztes Jahr ist die Zahl der Winterthurerinnen und Winterthurer, die Sozialhilfe oder Ergänzungsleistungen beziehen, wieder gestiegen. 2017 wurden knapp 3500 Personen kurz- oder längerfristig unterstützt, fast 350 mehr als im Vorjahr.
«Stabile» Kosten täuschen
Unter dem Strich blieben die Sozialkosten zwar einigermassen stabil. So stieg der Aufwand für Sozialhilfe, für Ergänzungsleistungen zur AHV/IV und für Alimentenbevorschussung um «nur» 0,7 Millionen Franken. Dass diese Zahl nicht höher ausfiel, ist jedoch vor allem dem Umstand zu verdanken, dass Winterthur seit 2017 keine Kleinkinderbetreuungsbeiträge mehr bezahlt. Auf diese Art konnte die Stadt 3 Millionen Franken sparen.
Keine rosigen Aussichten
Die Aussichten für die kommenden Jahre sehen gemäss Angaben der Stadt alles andere als erfreulich aus. Denn kantonale Gesetzesänderungen führen dazu, dass die Sozialausgaben in Zukunft zusätzlich noch steigen. So werden die Gemeinden Heimplatzierungen von Kindern und Integrationskosten von vorläufig Aufgenommenen mit Status F selber zahlen müssen.
Der Winterthurer Sozialvorsteher Nicolas Galladé sieht drei Gründe für die stetige Zunahme der Fallzahlen in seiner Stadt:
- Winterthur wächst, und damit wächst auch die Zahl der Sozialhilfefälle.
- Ein immer grösserer Sockel von Menschen findet keine Arbeit mehr.
- Die Lebenshaltungskosten steigen, und mit ihnen die Wohnungsmieten.
Winterthur habe schon einiges unternommen, um den steigenden Kosten entgegenzuwirken, sagt Galladé gegenüber dem «Regionaljournal»: So habe man mehr Sozialarbeitende angestellt, um Sozialhilfebezüger besser zu betreuen und sie rascher aus der Sozialhilfe zu holen. Und man habe erreicht, dass Vermieter die Mietkosten bei Sozialfällen senkten.
Wir tragen viel dazu bei, dass sich der Kanton gut entwickelt. Dafür wollen wir fair abgegolten werden.
Dennoch ist für Galladé klar: Um das Blatt endgültig zu wenden, müsse der Kanton die Städte stärker entlasten und mehr Kosten übernehmen. Der Ausgleich unter den Gemeinden müsse solidarischer werden. Winterthur erbringe zahlreiche Leistungen für den Kanton und wolle deshalb auch fairer abgegolten werden.