- Früher war es eine Industriebrache, seit April 2019 ist es ein Wohnquartier: Das Aarauer Aeschbachquartier hinter dem Bahnhof.
- 268 Millionen Franken hat die Schweizer Immobilienfirma Mobimo Holding AG in den neuen Aarauer Stadtteil im Aeschbachquartier investiert.
- Mobimo zeigt sich nach den ersten neun Monaten zufrieden: Die Eigentumswohnungen sind alle verkauft, Mietwohnungen sind kaum noch frei.
- Bei der Stadt Aarau ist man zufrieden mit der neuen «Stadt in der Stadt». Finanziell bringt es Aarau bereits ab diesem Jahr zusätzliche Steuereinnahmen.
Das Quartier in Bahnhofsnähe in Aarau wurde im April 2019 als «Stolz» der Stadt Aarau feierlich eröffnet. Die ersten Kritiker folgten aber bald. «So leer kann es sein, wenn Städte verdichtet werden». So lautete die Schlagzeile eines Artikels der Neuen Zürcher Zeitung im Juli dieses Jahres, mit Blick auf das neue Aarauer Aeschbachquartier. Auch in Aarau kursieren immer wieder Gerüchte, dass das Quartier eher leer und leblos sei. In den sozialen Medien läuft viel Werbung für die Eventhalle auf dem Gelände.
Praktisch alle Wohnungen weg
Bei genaueren Hinsehen zeigt sich: Leer ist anders. Das Quartier ist durchaus bewohnt, praktisch alle Wohnungen sind besetzt. Alle 92 Eigentumswohnungen sind seit Längerem verkauft. Ähnlich ist das Bild bei den 167 Mietwohnungen, notabene Wohnungen im eher oberen Preissegment.
Eine 2.5-Zimmer-Wohnung kostet zum Beispiel um die 1600 Franken. 95 Prozent der Wohnungen sind vermietet, heisst es bei der zuständigen Immobilienfirma Mobimo auf Anfrage. Es sind nur noch fünf Wohnungen noch frei, wobei drei davon reserviert sind.
Kundschaft der gut 250 Wohnungen seien tendenziell junge Paare, Singles, aber auch Mitarbeiter des Kantonsspitals Aarau, das in kurzer Gehdistanz liegt, so Mobimo auf Anfrage von SRF. In den Stadthäusern wohnen gemäss Mobimo auch Familien. Die Kindertagesstätte auf dem Areal ist unterdessen belebt.
Stadt Aarau freut sich über neue Steuerzahler
Co-Working Spaces, ein Damenfitness, Barbershop und Veloladen – das neue Aarauer Aeschbachquartier entwickelt sich. «Wir sind grundsätzlich zufrieden. Die neuen Steuerzahler werden wir hoffentlich in der Rechnung 2019 bereits spüren», sagt Aaraus Stadtpräsident Hanspeter Hifliker gegenüber SRF. «Einzig beim Gewerbe harzt es noch. Ein Lebensmittelladen zum Beispiel würde Frequenz ins Quartier bringen», so Hilfiker.
Die auf dem Areal gelegene Eventhalle (Aeschbachhalle) läuft besser als die Betreiber erwartet haben. Sie führen in Thun die gleiche Halle in einer Stadt mit ähnlicher Grösse und haben Erfahrung. Sie sind überrascht, wie gut es mit der Halle in Aarau läuft.
Über 200 Anlässe wurden in den ersten knapp 9 Monaten in der Aeschbachhalle durchgeführt. «Grössere Firmen wie die SBB oder Post führten Geschäftsanlässe hier durch, aber auch KMU buchen Räume hier», sagt Marc Biesenkamp, CEO der Eventhalle im Aeschbachquartier. Es sind aber bis jetzt tendenziell Geschäftsanlässe, weniger Kulturveranstaltungen für alle.
Luft nach oben beim Gastrobetrieb
Für das nächste Jahr stehen bereits 100 Buchungen für Anlässe in der Aeschbachhalle. Es läuft, «entgegen gewissen Gerüchten in Aarau», so Marc Biesenkamp, CEO der Halle. Am Mittag habe man im Restaurant der Eventhalle Leute aus dem Quartier.
Aber hier sieht er noch Potenzial. Im Tagesgeschäft im Restaurant sei man unter den Erwartungen, so Biesenkamp. Hier habe man soeben die Küchencrew ausgewechselt und einen etablierten Koch von der Eventhalle Thun nach Aarau geholt. So erhofft man sich mehr und neue Gäste, die das Gastroangebot auch hinter dem Bahnhof nutzen.