Für so manche Besucherin und manchen Besucher ist er immer noch eine Augenweide: Der historische Barocksaal der Stiftsbibliothek St. Gallen aus dem Jahr 1768. Auch das Schmuckparkett darin wird aus diesem Jahr der Eröffnung des Barocksaales vermutet.
Zurzeit «schlurfen» nicht nur die Besucher in den typischen grauen Filzpantoffeln über den 252-jährigen Boden in der Stiftsbibliothek, sondern es wird an ihm auch Hand angelegt. Seit Anfang November wird das Schmuckparkett gereinigt und restauriert.
Die Hauptarbeiten haben allerdings erst letzte Woche begonnen und sollen bis Ende Februar dauern. Grund: Über die Jahre wurde – auch trotz oder gerade wegen der Filzpantoffeln – Schmutz und Staub in den Saal gebracht, der sich auf dem Boden abgelagert hat.
Verantwortlich für die Arbeiten ist der Restaurator und Konservator Hanspeter Strang aus Wil. Er wird unterstützt von einem Team aus dem Kanton Schwyz. «Zuerst reparieren wir die Risse in den Ausfüllungen im Boden. In einem zweiten Arbeitsschritt entfernen wir den bestehenden Oberflächenüberzug inklusiv der Verschmutzung mit Lösemittelkompressen. Dann wird eine Leimgrundierung auf den Boden aufgetragen und als letzter Schritt drei Mal gewachst», sagt Strang.
Risse flicken, wachsen und mehr
Es sei eine Ehre in diesem wunderschönen, historischen Saal arbeiten zu dürfen, sagt Strang stolz. Die Stellen auf dem Boden, die bereits gereinigt und restauriert wurden, kann man gut von den noch unbehandelten Stellen unterscheiden.
Die Arbeiten am 252-jährigen, denkmalgeschützten Boden brächten aber auch Herausforderungen mit sich, betont der Restaurator: «Bevor wir mit den Arbeiten begonnen haben, haben wir die Oberfläche des Bodens zuerst einmal genau analysiert und die besten Materialien gesucht. So wissen wir genau, was wir machen müssen.» Schleifen beispielsweise sei ein «No-Go», weil man – auch aus denkmalpflegerischer Sicht – keinen Substanzverlust am Holz wolle. Diesen habe man ohnehin schon durch das Laufen auf dem Boden, so Strang.
Der Boden der Stiftsbibliothek werde zwar regelmässig gereinigt, sagt der Stiftsbibliothekar Cornel Dora. Eine richtige «Putzete» habe man aber schon seit Jahrzehnten nicht mehr gemacht. «Nun haben wir eine Methode gefunden, mit der man bis auf den Grund des Bodens reinigen kann, um den Boden in seiner ursprünglichen Form aus der Bauzeit sichtbar zu machen.»
Obwohl der alte Parkettboden der Stiftsbibliothek in einigen Wochen wieder fast wie neu aussieht, eines ist klar: «Die Pantoffeln bleiben», sagt Dora. Sie würden zur Bibliothek gehören, und es gebe zurzeit keine bessere Alternative dafür.