Es ist wenig schmeichelhaft, was der vom kantonalen Gesundheitsdepartement eingesetzte Gutachter festgestellt hat: Insbesondere bei Therapien in den Einrichtungen in Sion und Salvan sei unklar, was sie eigentlich bezweckt hätten – so das Urteil des Gutachters Bernhard Eichenberger. Er stellte es am Mittwoch an einer Medienkonferenz vor.
Die als Erlebnispädagogik deklarierten Angebote seien teils «haarsträubend». Der langjährige Experte für Suchttherapie meint damit anspruchsvolle Touren in der Wüste oder in die Berge. Er sprach von einem unnötigen «PR-Gag».
Bergtouren auf den Eiger sind in dieser Form ein reiner PR-Gag.
Eichenberger kritisierte bei der Vorstellung seines Berichts auch die Personalpolitik der Stiftung. 57 Mitarbeitende verliessen die Institution zwischen Januar 2012 und September 2017. Das entspricht einer Fluktuation von 20 Prozent – weit mehr als der branchenübliche Durchschnitt. Ausserdem wurden die Personalakten nicht vorschriftsgemäss geführt: In Einrichtung im Oberwallis wurden beispielsweise sämtliche Daten vernichtet, als die frühere Direktorin in Pension ging.
Eine neue Chance
Die Walliser Gesundheitsdirektorin will der Stiftung unter Auflagen trotzdem weiterhin Vertrauen schenken. «Die Stiftung soll die Chance erhalten, die begonnenen Verbesserungen weiterzuführen», sagt die Walliser Gesundheitsdirektorin Esther Waeber-Kalbermatten.
Die Stiftung muss die kritisierten Betreuungskonzepte überarbeiten und ihr Personalmanagement weiter professionalisieren. Ausserdem wurde dem Gutachter ein zweiter Auftrag erteilt: Er soll prüfen, wie die Stiftung «Sucht Wallis» die Zusammenarbeit mit der Psychiatrie und der Suchtmedizin verbessern kann.