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Studie zu Effekt von Taurin Sind Energy Drinks etwa doch gesund?

  • Die Aminosäure Taurin spielt eine wichtige Rolle im Alterungsprozess.
  • Das zeigt eine neue Studie einer internationalen Forschungsgruppe, die im Fachjournal «Science» erschienen ist.
  • Die Gabe von Taurin verlängert das Leben von Mäusen und hält Affen länger gesund.
  • Taurin muss nicht zusätzlich eingenommen werden, da es auch beim Sport gebildet wird.

Wie beeinflusst Taurin den Alterungsprozess? Um das herauszufinden, untersuchten die Forschenden in der Studie die Taurinkonzentrationen im Blut von Ratten, Rhesusaffen und Menschen.

Das ist Taurin

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Taurin ist eine semi-essenzielle Aminosäure und wird in menschlichen Leberzellen aus Zystein gebildet und durch die Nahrung aufgenommen. Ungeborene und neugeborenen Kinder können Taurin noch unzureichend bilden , weshalb sie auf eine Taurinzufuhr über die Mutter und Nahrung angewiesen sind.

Taurin spielt bei diversen physiologischen Prozessen im Körper eine Rolle , unter anderem bei der Entwicklung, der Energieproduktion, dem Wasserhaushalt von Zellen, bei Entzündungen, der Bildung von Gallensäure oder der Bildung von Antioxidantien.

Mit zunehmendem Alter sinkt demnach die Konzentration von Taurin im Blut. Durch die Gabe von Taurin kehrten die Forschenden den Verlust bei Mäusen und Würmern um und konnten die Lebensspanne verlängern. Ausserdem stellten sie fest, dass die Zufuhr von Taurin bei Mäusen und Affen die gesunde Lebensspanne der Tiere vor dem Auftreten altersassoziierter Krankheiten verlängerte: Taurin verbesserte die Funktion der Knochen, Muskeln, der Bauchspeicheldrüse, des Gehirns, Darms und des Immunsystems.

Sport bildet Taurin im Körper

Um mehr über die Wirkung von Taurin beim Menschen herauszufinden, analysierten die Forschenden die Daten der EPIC-Norfolk-Kohorte mit 11'966 Personen. Sie stellten fest, dass niedrige Taurinkonzentrationen mit Übergewicht, Typ-2-Diabetes und hohen Glukosewerten einhergehen. Und bei wenig Taurin im Körper fielen ihnen auch erhöhte Entzündungsmarker und hohe Cholesterinwerte auf. Eine weitere Untersuchung ergab, dass ein Belastungstest auch bei unterschiedlich trainierten Testpersonen die Taurinlevels anstiegen liess. Die Autorinnen und Autoren schlussfolgern, dass Sport demzufolge auch gesund ist, weil während dem Schwitzen die Taurinlevels im Körper steigen.

Taurin als Anti-Aging-Substanz einnehmen ist also nicht nötig - und auch nicht sinnvoll. Denn noch fehlen Langzeitstudien, die auch die Risiken einer regelmässigen Einnahme einschätzen können, insbesondere in hohen Dosen. Und die Effekte als Anti-Aging-Substanz können nicht so einfach vom Tier auf den Menschen übertragen werden. Da brauche es noch weitere Forschung in Studien mit Menschen, so die Forschenden.

Taurin in Energy Drinks

Taurin ist als Nahrungsergänzungsmittel frei verfügbar. Darüber hinaus ist die Substanz in diversen Energy Drinks enthalten, da sie eine positive Wirkung auf die geistige und sportliche Leistungsfähigkeit haben soll. Der Gehalt von vier Gramm Taurin pro Liter Getränk darf dabei nicht überschritten werden. Die von der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) empfohlene Tageshöchstdosis beträgt sechs Gramm (bei im Schnitt 60 Kilogramm Körpergewicht) beziehungsweise 100 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht.

Dose Red Bull
Legende: Eine Dose Red Bull (250 Milliliter) enthält ein Gramm Taurin. IMAGO/Michael Gstettenbauer

Die Menge an Taurin in den Drinks ist aber viel zu gering, um einen Effekt auf die Alterung erzielen zu können. Doch Energy Drinks enthalten neben Taurin auch Koffein, um damit die Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit zu erhöhen.

Und beim Koffein sieht es ganz anders aus, denn da ist die Maximaldosis mit Energy Drinks schnell erreicht. Und das ist eher ungesund. Energy Drinks geraten immer wieder in die Kritik, denn sie können in grossen Mengen oder auch kombiniert mit Alkohol Schaden anrichten. Der EFSA zufolge sind bei Koffein drei Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht am Tag ungefährlich. Doch ein 50 Kilogramm schwerer Jugendlicher überschreitet sein Tageslimit bereits mit zwei kleinen Dosen eines Energydrinks.

Die potentiellen Folgen: Das Spektrum reicht von Nervosität und erhöhtem Blutdruck über Kopfschmerzen und Zittern bis hin zu Magen-Darm-Problemen, Herzklopfen oder Herzrhythmusstörungen. Deshalb fordert die WHO, dass mindestens für Jugendliche und Kinder bei Energydrinks ein Verkaufsverbot gelten sollte. Denn wie eine Umfrage des deutschen Bundesamtes für Risikobewertung im Jahre 2019 gezeigt hat, trinken bis zu 10 Prozent der Jugendlichen und Kinder bei bestimmten Gelegenheiten übermässig hohe Mengen an Energydrinks von einem Liter und mehr.

Expertinnen bewerten Studie

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Die Wirkung von Taurin als «Anti-Aging-Therapie» oder als Supplement bei sarkopenischer Adipositas wird derzeit in klinischen Studien in Brasilien untersucht. Forschende erläutern, inwiefern die Ergebnisse der Studiendaten bestätigen, dass Taurin eine zentrale Rolle im Alterungsprozess spielt und ob die Einnahme von Taurin eine sinnvolle Massnahme für ein gesünderes und längeres Leben darstellt.

Für Clara Correia-Melo, Leiterin der Forschungsgruppe Mikrobiom und Metabolismus am Leibniz-Institut für Alternsforschung, wird aus der Studie nicht klar, dass substituiertes Taurin den Effekt von Sport im Alter ersetzen kann. «Da die Wirkungen von körperlicher Betätigung vielen Molekülen zugeschrieben werden, die möglicherweise zusammenwirken, um die gesundheitlichen Vorteile zu erzielen, scheint es unwahrscheinlich, dass die Einnahme von Taurin als Nahrungsergänzungsmittel die allgemeinen Vorteile von körperlicher Betätigung ersetzen kann. Weitere Untersuchungen sollten durchgeführt werden.»

Für Kristina Norman, Leiterin der Abteilung Ernährung und Gerontologie am deutschen Institut für Ernährungsforschung, habe die Studie viele Facetten bei verschiedenen Tiermodellen untersucht und gebe sehr interessante und kongruente Hinweise. «Aber solange das nicht auch eindeutig beim Menschen gezeigt worden ist, kann keine Aussage zum Einsatz und zum Effekt bei Menschen getroffen werden.»

Wissenschaftsmagazin, 10.6.2023m 12.40 Uhr ; 

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