Das Waldstück Bachtelen in Kestenholz (SO) ist kein schöner Anblick mehr.
Für Revierförster Reto Müller ist der Blick auf den kahlen, ehemaligen Nadelholzwald besonders hart, weil die Bäume in einem sehr guten Zustand waren. Im besten Baumesalter, also etwa 60-jährig, bereit um Holz zuzulegen, jahrelang gehegt und gepflegt. «Innerlich gibt es bei mir eine Leere und auch Trauer», sagt Müller.
Doch es sieht in Kestenholz schon ganz anders aus als noch vor einem Monat. Rund ein Fünftel der Aufräumarbeiten sei bereits erledigt, sagt Reto Müller. Etwa 4000 Kubikmeter Holz haben die Forstarbeiter in Kestenholz und den Nachbargemeinden Wolfwil und Niederbuchsiten bereits aus den Wäldern herausgeholt. An den Waldrändern stehen Unmengen von gepoltertem Holz, also Stämme, die aufeinander gelegt wurden. Bis in einem halben Jahr werden die Aufräumarbeiten wegen Sturm Burglind ganz abgeschlossen sein.
Zurzeit arbeiten in den Wäldern von Kestenholz, Wolfwil und Niederbuchsiten 10 Forstarbeiter. Sie hantieren mit Traktoren und speziellen Maschinen. Es stehen zwei so genannte Vollernter und ein Forwarder im Einsatz. Der Forwarder hat vier Achsen, einen Kran und eine Ladefläche. Dank einer Seilwinde kann er auch am Hang eingesetzt werden. Er sammelt die Stämme auf und bringt sie dorthin, wo sie von Lastwagen abgeholt werden können.
Aufräumarbeiten nach Sturmschäden seien immer gefährlich, betont Reto Müller. Doch weil sich der Mechanisierungsgrad in der Forstwirtschaft in den letzten 20 Jahren weiterentwickelt habe, seien die Arbeiten nach dem Sturm Burglind weniger gefährlich als die Arbeiten nach dem Sturm Lothar 1999. «Solche Maschinen wie den Forwarder gab es vor 20 Jahren noch gar nicht», sagt Reto Müller.
Spaziergänger und Jogger würden sich im Wald allerdings zu fahrlässig verhalten, findet Reto Müller. Er habe wenige Tage nach dem Sturm im Wald eine Frau mit ihrem Hund beobachtet, die über geknickte, knirschende Bäume geklettert sei. «Ich habe sie darauf hingewiesen, dass sie an dieser Stelle besser nicht mehr spazieren geht. Doch sie hat gesagt dass sie schon seit Jahren an dieser Stelle spaziere und daran nichts ändern wolle.»
Den Wald abzusperren sei illusorisch, doch Reto Müller appelliert an den gesunden Menschenverstand und die Eigenverantwortung aller Waldbenutzer.
Unterwegs im Allrad-PW sagt der Revierförster, dass man den Sturm – so schlimm dessen Auswirkungen auch seien – auch als Chance für einen Neuanfang sehen könne. «Wir hatten auf grossen Flächen nur Fichten. Jetzt könnten wir etwas anderes, etwas Zeitgemässeres aussetzen und allenfalls auch die Veränderungen des Klimas beim Entscheid miteinbeziehen.»
Wenn die Aufräumarbeiten abgeschlossen sind, wird es in den nächsten 20 Jahren in den verwüsteten Wäldern nichts zu holzen geben. Das heisst, während 20 Jahren gibt es für den Revierförster viel Aufwand und keinen Ertrag.
Übrigens: Zu lange sollte das umgewehte Holz nicht liegen bleiben. Ansonsten droht der Borkenkäfer, die gefallenen und auch gesunde Bäume zu befallen. «Deshalb müssen wir uns beeilen, damit wir im Sommer fertig sind», sagt Revierförster Reto Müller.