Für viele Schulen kam die Information schlicht zu spät. Mitten in der Nacht auf Montag, um 1:27 Uhr informierte der Baselbieter Krisenstab darüber, ob Eltern trotz Sturm «Sabine» ihre Schüler in die Schule schicken müssen oder dürfen. Eltern könnten am Montag und Dienstag selbst entscheiden, ob für ihre Kinder der Schulweg zumutbar sei oder nicht.
Mitteilung des Krisenstabs von Mitten in der Nacht auf Montag
Für die meisten Schulen war es da schon zu spät. Von diesem Entscheid erfahren haben diese aber erst am Montagmorgen kurz vor der Schule. Da war es schon zu spät, um die Eltern noch zu informieren oder zu entscheiden, wie man mit dieser Situation umgehen wolle.
Jetzt kommt Kritik aus drei unterschiedlichen Bereichen
1. Kritik aus der Schulleitung
Der Arlesheimer Schulleiter Karl-Heinz Zeller kritisiert, diese Information sei zu spät gekommen. «Wir hatten keine Zeit, die Eltern noch rechtzeitig zu informieren.» Das Mail an alle Eltern konnte die Schule nämlich erst nach 8 Uhr verschicken. Zu diesem Zeitpunkt waren die Schülerinnen und Schüler längst in der Schule. Der Schulleiter und Landrat der Grünen kritisiert aber nicht nur den Zeitpunkt, sondern auch den Inhalt des Schreibens. Der Krisenstab habe seine Verantwortung einfach delegiert, indem er die Entscheidung den Eltern überliess, ob sie ihr Kind trotz Sturm in die Schule schicken möchten.
2. Kritik aus der Politik
Kritik kommt aber auch von Politikern: Marc Schinzel, FDP-Landrat und Mitglied der Sicherheitskommission, findet auch, der Krisenstab hätte früher informieren müssen: «Die Wetterdienste warnten ja schon seit Tagen vor diesem Sturm, dann hätte auch der Krisenstab früher informieren können.» Auch er findet, die Warnung sei nicht nur zu spät gekommen, sondern sei auch ungeschickt gewesen: «Diese Warnung war weder Fisch noch Vogel.» Den Entscheid den Eltern zu überlassen, schaffe das Gegenteil von Klarheit: nämlich mehr Verunsicherung.
3. Kritik aus der Feuerwehr
Auch Dominik Straumann, Kommandant der Stützpunktfeuerwehr Muttenz und Präsident des Kantonalen Feuerwehrverbands Baselland, kritisiert den Krisenstab: Schliesslich habe dieser wegen des Sturms «Sabine» schon letzten Freitag erste Sitzungen abgehalten. Schon da hätte man die Bevölkerung informieren müssen, wie man sich bei einem solchen Sturm verhalten soll und nicht erst zwei Tage später, Mitten in der Nacht auf Montag. «Wer so spät informiert, beruhigt nur noch das eigene Gewissen, falls etwas passiert.»
Dass der Krisenstab dann auch noch die Verantwortung auf die Eltern abschiebt, kritisiert Straumann, der auch die Baselbieter SVP präsidiert, hart: Schliesslich würden beim Krisenstab ja lauter Fachleute darüber beraten, welche Massnahmen sinnvoll seien und welche nicht. «Wenn ein solches Fachgremium keinen Entscheid fällt, sondern die Verantwortung auf Eltern abschiebt, ist dies ein Zeichen von Inkompetenz.»
Krisenstab weist Kritik zurück
Der Leiter des Baselbieter Krisenstabs, Patrik Reiniger, weist die Kritik am Inhalt seiner Warnung zurück. Es wäre unverhältnismässig gewesen, alle Schulen wegen dieses Sturms zu schliessen. Er fände es aber richtig, dass einzelne, exponierte Gemeinden selbst entschieden hätten, ihre Schulen zu schliessen. Deshalb habe der Krisenstab kommuniziert, dass die Eltern selbst entscheiden können, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken. «Das haben wir in unserer Mitteilung klar geschrieben.»
Er sagt dann aber selbst, dass man darüber spät informiert habe. Am Freitag habe der Krisenstab die Situation analysiert, aber da die Prognosen dann noch unsicher gewesen seien, entschieden, die Bevölkerung noch nicht zu informieren. Am Sonntagabend habe er dann aber erfahren, dass verschiedene Primarschulen im Kanton prüfen würden, ob sie die Schule schliessen sollten wegen des Sturms. Daraufhin habe er um 23.30 Uhr eine Sitzung einberufen, um diese Schul-Schliessungen zu koordinieren. Nach Mitternacht habe der Krisenstab dann entschieden, die Schulpflicht aufzuheben. «Diese Kommunikation kam spät», sagt Reiniger.