Positive Schlagzeilen sind für Schiedsrichter ein rares Gut. Umso mehr liess am vergangenen Wochenende das Video mit Urs Schnyder aufhorchen. Der 34-jährige Entlebucher übersprintete vor dem dritten Thuner Treffer gegen Xamax beinahe alle Spieler, um möglichst auf Höhe des Balles zu kommen. Das Video war daraufhin auf den meisten Nachrichtenseiten zu finden.
Der Luzerner freut sich über die Aufmerksamkeit: «Das schmeichelt mir. Ich habe diese Tage genossen und sehr viele Nachrichten erhalten. Das nimmt man wirklich positiv auf. Denn meistens kommt man als Schiedsrichter nur nach einem Fehler in die Schlagzeilen.»
Die «englischen Wochen» in der Schweizer Super League sind nicht nur für die Spieler eine ungewohnte und belastende Situation, sondern auch für die Unparteiischen.
Glücklicherweise haben wir gerade Sommerferien. Daher bin ich im Moment vollberuflich Schiedsrichter.
Durch den Halbprofi-Status haben alle Spielleiter der Liga nebenbei noch einen Beruf. So auch Schnyder, der an einem Gymnasium mit einem 50-Prozent-Pensum als Sportlehrer arbeitet. Sein Glück: «Glücklicherweise haben wir gerade Sommerferien. Daher bin ich im Moment vollberuflich Schiedsrichter.» Der Nachteil sei, dass er derzeit keine Ferien habe. Doch während des Corona-Lockdowns habe er viel Zeit gehabt und seine Batterien aufladen können.
Hoher Druck wegen der grossen Spannung
Diese Energie braucht Schnyder im Moment. «Was dazu kommt, ist die mentale Geschichte. Es geht in die letzten Runden der Super League und es geht um das Eingemachte. Die Spiele werden intensiver geführt, es geht um mehr, und das spüren auch wir Schiedsrichter.»
Ich vermisse die Fans extrem. Für mich ist es viel einfacher vor 30'000 Zuschauer zu pfeifen.
Wer glaubt, dass die fehlenden Fans eine Erleichterung für Schnyder sind, täuscht sich: Er vermisse die Fans extrem. «Für mich ist es viel einfacher, vor 30'000 Zuschauer zu pfeifen. Das motiviert uns.» Ohne viel Publikum müssten sich die Schiedsrichter auf eine ungewohnte Situation einstellen. Man höre jeden einzelnen Zwischenruf und jede Beleidigung von den Rängen.
Der VAR als grosse Hilfe und Entlastung
Zum Thema Video Assistant Referee (VAR) hat Schnyder eine klare Meinung. Das System sei eine grosse Hilfe für die Unparteiischen und in der Schweiz gut angelaufen. «Ich möchte ihn nicht mehr missen», sagt Schnyder und erklärt: «Das System gibt eine gewisse Sicherheit. Diese strahlt man bei der Spielleitung auch aus, und das merken die Spieler.»