Zurückhaltung und Diplomatie scheint in diesen Tagen fehl am Platz zu sein, wenn es um die Auswirkungen des starken Frankens auf die Schweizer Wirtschaft geht. «Ein Drittel der Industrie-Firmen schreibt Verlust», warnt Hans Hess. Er präsidiert den Verband Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie.
100 Millionen für InnovationDie Öffentlichkeit wisse wenig über die Lage, in der sich Schweizer KMUs befänden. «Viele KMU beissen sich zehn Mal auf die Zunge, bevor sie sagen, dass es ihnen schlecht geht.» Deshalb sei es an ihm, das Wort für sie zu ergreifen.
Auch der Präsident des Schweizerischen Arbeitgeber-Verbands malt ein düsteres Bild. «Technisch gesehen befinden wir uns bereits in einer Rezession», sagt Valentin Vogt. Er geht davon aus, dass im 2. Quartal kein Wachstum zu verzeichnen sein wird.
Der gemeinsame Appell gilt der Politik. Die Unternehmer könnten nicht länger warten. Man solle etwa Moratorien einrichten für Themen, die nicht notwendig seien. Und: Man müsse laut Hans Hess mehr Geld in Innovation stecken. «Wir verlangen zusätzliche 50 Millionen in diesem und 50 Millionen im nächsten Jahr», sagt der Swissmem-Präsident. Gegen die Interpretation der Subvention wehrt er sich. «Im Gegenteil: Wissenstransfer ist wie Infrastruktur.»
Im Wahljahr nicht populär
In Bern realisiere man nicht, welche Entwicklung sich gerade vollziehe, so der Vorwurf. «Die Politiker schauen auf Konjunktur und Arbeitslosigkeit und sagen, dass nichts passiert ist», meint Hans Hess. Die Auswirkungen würden erst Ende 2015 oder 2016 sichtbar werden. Alle glaubten, es passiere direkt etwas; aber das sei nicht so.
Auch Valentin Vogt ortet Versäumnisse: «Die Politiker distanzieren sich im Moment von diesem Thema, oder sie nehmen es nicht wahr», sagt der Arbeitgeber-Präsident. Und: «Es ist schade, dass Wahljahr ist. Da ist dieses Thema nicht populär.»
SEF als Plattform für Sorgen und Nöte der Wirtschaft
Es ist davon auszugehen, dass der starke Franken das Hauptthema am diesjährigen Wirtschaftstreffen in Interlaken sein wird. Er ist derzeit die Hauptsorge der KMU-Unternehmer. Hier haben sie die Gelegenheit, sich etwas Gehör zu verschaffen. Oder zumindest Verbands-Vertreter für sich sprechen zu lassen.