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Synagoge in Hégenheim Ein Stück Erinnerung an das Landjudentum

Die ehemalige Synagoge in Hégenheim soll renoviert und in ein öffentlich zugängliches Kulturzentrum umgewandelt werden.

Die letzten Jahre stand die ehemalige Synagoge in Hégenheim (F) leer und drohte, zu verfallen. Nun ist klar, wie es mit der Synagoge weitergeht: Im Gebäude soll ein trinationales Zentrum für sämtliche Sparten der Gegenwartskunst entstehen, das den Blick nach Europa öffnet. «Es soll ein Ort der Begegnung werden, schliesslich bedeutet auch das Wort Synagoge Versammlung», sagt Mimi von Moos.

Die Künstlerin, die in Basel und Rotterdam lebt, hat die Synagoge vor einem Jahr gekauft. «Ich liebe diesen Ort», sagt von Moos. So wie ihr, würde es vielen ergehen, die einmal in der Synagoge drin waren.

Sie selber habe zwar keine jüdischen Wurzeln. Sie sei sich jedoch der Geschichtsträchtigkeit des Ortes sehr wohl bewusst. «Als Kulturzentrum steht die ehemalige Synagoge der Öffentlichkeit offen und wird so auch für die jüdische Bevölkerung wieder zugänglich».

Auch wenn von Moos noch immer auf der Suche sei nach weiteren Geldgebern, sollen die Renovationsarbeiten im Herbst beginnen. Unterstützung erhält von Moos vom Verein «Ehemalige Synagoge Hégenheim». Ziel sei es, das Gebäude möglichst historisch genau zu renovieren - ohne jedoch, dass es seinen alten Charme verliert.

Die «Ursprungssynagoge» der Israelitischen Gemeinde Basel

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Die Synagoge in Hégenheim ist eine von wenigen, die im Elsass auf dem Land noch stehen. Dabei gab es im 18. Jahrhundert 188 jüdische Gemeinden in der Region. «Die Synagoge in Hégenheim ist ein besonders schönes Zeugnis des Landjudentums, einer Welt, die es so nicht mehr gibt», sagt der Journalist und Historiker Simon Erlanger.

Dieses Landjudentum hat seine Wurzeln in Basel. Nach zwei grossen Pestepidemien wurde diese jedoch um 1400 aus der Stadt vertrieben. Ein Grossteil verliess die Region Richtung Osten. Einige Jüdinnen und Juden liessen sich in Dörfern im Umland von Basel nieder. Über die Jahrhunderte entwickelte sich dort eine ländliche jüdische Kultur.

Es gab zahlreiche jüdische Landgemeinden. «Hégenheim war einer der grössten», sagt Erlanger. «ein beträchtlicher Teil der dortigen Bevölkerung war jüdischen Glaubens.» Im 18. Jahrhundert wurde die die Synagoge erbaut. Dass das Gebäude von aussen so unscheinbar aussieht, sei kein Zufall. Denn auch im Elsass war die jüdische Gemeinde immer wieder Anfeindungen ausgesetzt und Opfer von Pogromen, so genannte Judenrumpel.

Doch anders als in der Schweiz, durften Juden in Frankreich immerhin leben. Die ersten Jüdinnen und Juden liessen sich in Basel erst wieder vor rund 200 Jahren nieder. Damals erhielten sie unter Napoleon das französische Bürgerrecht und konnten so offiziell als Franzosen nach Basel einwandern. Hier gründeten sie 1805 die Israelitische Gemeinde Basel. «Eigentlich war Basel eine Tochtergemeinde der jüdischen Gemeinde Hégenheim», sagt Erlanger. Davon zeugt auch, dass die elsässischen Riten und Bräuche die jüdische Gemeinde in Basel bis vor etwa einer Generation stark prägten

Regionaljournal Basel, 17.30 Uhr

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