Während der Recherche für die Ausstellung Silser Familienfotografien entdeckte die Kuratorin Barbara Liebster vor zwei Jahren eine Reihe von Frauenbiografien, welche sie beeindruckten. Nur wenige dieser Frauen machten über die Dorfgemeinschaft hinaus von sich reden, ihr Wissen und ihre Kreativität aber wirken bis in die heutigen Generationen nach.
Die Ausstellung im Sils Museum ist 24 Frauen gewidmet, welche beispielsweise als Malerinnen, Journalistinnen, Unternehmerinnen oder Schriftstellerinnen tätig waren oder es noch immer sind. Im Gespräch erzählt die Barbara Liebster, was sie an den Geschichten der Frauen fasziniert.
SRF News: Wie habe Sie entschieden, welche Frauen Sie in der Ausstellung porträtieren?
Barbara Liebster: Bei einer solchen Ausstellung entsteht das Konzept auch während der Arbeit. Zu Beginn war es eher eine Sammlung, in welcher ich einzelne Positionen fand. Mir ist völlig klar, dass die Auswahl nicht vollständig ist. Ich denke aber, dass es eine Auswahl ist, die zum Denken anregt und neugierig macht.
Unter anderem porträtieren Sie die englische Alpinistin Elizabeth Main. Diese wurde bekannt, weil sie zu einer Zeit auf Berge gestiegen ist, in der das für Frauen unüblich war. Was hat Sie an dieser Geschichte fasziniert?
Elizabeth Main ist eine der wenigen Frauen in der Ausstellung, welche keine Einheimische war. Der Grund, warum ihre Geschichte in der Ausstellung thematisiert wird, ist, dass sie durch und durch eine Pionierin war. Sie ist die bekannteste Bergsteigerin ihrer Zeit.
Sie brauchte ein dickes Fell, um das machen zu können, was sie wollte.
Sie brauchte ein dickes Fell, um das machen zu können, was sie wollte. Sie war die Erste, die eine Frauenseilschaft ohne Bergführer geführt hatte. Das war damals ein Skandal im Oberengadin.
In der Ausstellung werden auch Frauen aus der aktuellen Zeit porträtiert. Beispielsweise die Autorinnen Romana Ganzoni und Jessica Zuan. Warum wird die Geschichte dieser Frauen in der Ausstellung thematisiert?
Weil sie die emanzipatorische Energie, welche bei den Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts vorhanden war, in die heutige Zeit weiterziehen und weiterentwickeln. Sie arbeiten absolut zeitgemäss, sind sich jedoch auch einer Entwicklung und einer Tradition bewusst. Ich wollte ganz bewusst nicht nur eine historische Ausstellung machen. Mir geht es darum, dass man die Vergangenheit kennen muss, um die Gegenwart zu verstehen.
Das Gespräch führte Sara Hauschild.