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«Tatort» auf der Pfauenbühne Wie Herbert Fritsch den TV Klassiker auf den Kopf stellt

Herbert Fritsch hat ein Rezept. Der deutsche Regisseur sucht sich ein Thema und entwirft ein Bühnenbild. Zum Beispiel ein fettes Kissen um darauf die Grimm’sche Märchenwelt aufzumischen. Oder in der neusten Produktion, einen stahlblau glänzenden Kasten um die Welt der Fernsehkrimis zu hinterfragen.

Bühnenszene «Totart Tatort» Schauspielhaus Zürich
Legende: Wolfram Koch (bekannt als Tatort Kommissar Brix ) unter Leichen Tanja Dorendorf/ T+T Fotografie

«Totart Tatort» nennt er seinen neusten Streich. Und ein echter Tatortkommissar darf ihn eröffnen. In bester Slapstick Manier schleppt Wolfram Koch, bekannt als Frankfurter Kriminalhauptkommissar Brix, Leichen auf die Bühne. Schöne Leichen. Im Tigermuster Deux Piece, perfekt frisiert oder im Anzug und mit Filzhut auf dem Kopf. Die wunderbaren Kostüme hat (wie fast immer bei einem Fritsch Stück) Victoria Behr entworfen.

Bühnenszene «Totart Tatort» Schauspielhaus Zürich
Legende: Schöner schiessen mit dem Schauspielhaus Ensemble Tanja Dorendorf / T + T Fotografie

«Total tötend tödlich tatschende Tat»

Bei seiner kriminologischen Spurensuche mischt Herbert Fritsch Sätze, die in jedem Fernsehkrimi vorkommen, zusammen, und lässt sie ad absurdum wiederholen. Er lässt Titelmelodien singen oder pfeifen, endlos lang mit Pistolen herumballern und zum Schluss darf jedes Ensemble Mitglied ein Solo vorführen, das den Titel «wer stirbt am Schönsten?» tragen könnte. Das ist manchmal lustig, manchmal einfach nur langweilig. Vor allem aber fügen sich bei diesem «Totart Tatort» die Einzelteile nicht zu einem neuen Ganzen zusammen. Da denkt man doch leicht wehmütig an die «Grimm’sche Märchenwelt» zurück, die Herbert Fritsch nach dem gleichen Rezept für die gleiche Bühne entworfen hat.

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