- Seit Jahren wird am Hochwasserschutz für das Solothurner Flüsschen Dünnern geplant.
- Der Vorschlag, bei einem Hochwasser die Felder bei Oensingen zu überfluten (Rückhalteraum), löste 2017 viel Kritik aus.
- Jetzt präsentiert der Kanton neue Ideen. Zum Beispiel einen Stollen, der ein Dünnern-Hochwasser in die Aare ableiten könnte. Problem: Teuer!
Neben Aare und Emme ist die Dünnern der drittgrösste Fluss im Kanton Solothurn. Er entspringt in Gänsbrunnen und mündet nach 37 Kilometern in der Stadt Olten in die Aare.
An vielen Stellen ist das Flüsschen alles andere als hübsch. Mehrheitlich ist die Dünnern kanalisiert. Das Gewässer sei dadurch «in seinen ökologischen Funktionen stark beeinträchtigt», sagen die Fachleute.
Schäden von über 500 Millionen
Schon länger will der Kanton Solothurn die Dünnern aus ihrem engen Korsett befreien und zugleich den Hochwasserschutz verbessern. Die Schutzbauten sind rund 80-jährig und teilweise in einem desolaten Zustand.
Ein Starkregen in der Region Thal, wie er statistisch alle 100 Jahre vorkommt, könnte in der Region Gäu Schäden in der Höhe von über 500 Millionen Franken verursachen, rechnet der Kanton vor.
Durchleiten, rückhalten, ableiten?
Für den Abschnitt Oensingen-Olten präsentiert der Kanton nun 3 Möglichkeiten:
- Die Dünnern könnte verbreitert und die Ufer erhöht werden, um ein Hochwasser besser durchzuleiten.
- In einem Rückhaltebecken im Raum Oensingen könnte das Hochwasser zurückgehalten werden.
- Ein Stollen könnte einen Teil des Hochwassers in die Aare ableiten.
Je nach Variante sei mit Kosten von 81 bis 237 Millionen Franken zu rechnen, teilte der Kanton Solothurn am Donnerstag mit. In einem nächsten Schritt werde das Projektteam nun eine Variantenempfehlung ausarbeiten und dann Betroffene anhören.
Bereits 2017 hatte der Kanton einen Vorschlag für einen besseren Hochwasserschutz an der Dünnern gemacht, ist damit aber auf viel Kritik gestossen. Er hatte vorgeschlagen, bei einem Hochwasser bei Oensingen die Felder zu überfluten. Das ist bei Bauern und Gemeinden gar nicht gut angekommen.
Projektleiter Roger Dürrenmatt vom Amt für Umwelt weiss, dass auch die neusten Vorschläge keine Begeisterung auslösen werden. Das Rückhaltebecken wurde zwar verkleinert, würde aber immer noch sehr viel Land benötigen. Und bei der Stollen-Variante würde zwar kein Landwirtschaftsland überflutet, dafür ist sie am teuersten: Ein Stollen von Oensingen in die Aare würde 185 Millionen kosten, ein Stollen ab Hägendorf sogar 237 Millionen.
Roger Dürrenmatt: «Wir sind im Projektteam daran, die Varianten zu bewerten. Ein Kritikpunkt sind selbstverständlich die Kosten. Und da zeichnet sich ab, dass die Stollen-Variante auf den hinteren Rängen abschliessen wird. Ich denke, dass diese Variante wohl nicht zum fliegen kommt.»
Da derzeit von Kosten von mindestens 80 Millionen Franken ausgegangen wird, wird es auch noch eine kantonale Volksabstimmung geben zum Hochwasserschutz an der Dünnern. In den nächsten fünf bis zehn Jahren werde deshalb sicher nicht gebaut, prognostiziert Projektleiter Dürrenmatt.