Die Geschichte um Wilhelm Tell, der Kampf gegen Unterdrückung und für eine eigene Identität ist tief im helvetischen Selbstverständnis verankert. Jeder und Jede kennt den mittlerweile über 200-jährigen Heldenepos aus der Feder von Friedrich Schiller. Von diesem Original ist in der Inszenierung von Theater Orchester Biel Solothurn (TOBS) viel vorhanden. Neu verpackt in eine schnelle, moderne Fassung in zuweilen drei Sprachen.
Die Fragen sind nicht von Schiller...
Allerdings tragen rund 20 Darstellerinnen und Darsteller vom «Jungen Theater Biel» den pathetischen Stoff von 1804 in die heutige Zeit. Fragen wie «warum schwören auf dem Rütli nur Brüder und nicht Schwestern?» oder «was passiert eigentlich mit dem Mörder eines Tyrannen?» sind allerdings nicht von Schiller. Ebenso wenig, dass die Geburtsstunde der Demokratie auch Ausgrenzung bedeuten kann.
Die jungen Leute aus dem besonders multikulturellen Biel haben damit kein Problem. «Wir spielen, was eigentlich in unserer Stadt Alltag ist», sagt ein junger Schauspieler.
Einen Mythos zu hinterfragen ist immer ein Risiko.
Autorin des Bieler «Tell» ist Daniela Janjic, in Mostar geboren, in Schweden und in der Schweiz aufgewachsen. «Einen Mythos zu hinterfragen ist immer ein Risiko», sagt sie, ist aber mit dem Ergebnis auf der Bühne zufrieden.
Das gilt auch für TOBS-Theaterpädagogin Isabelle Freymond, die die jungen Theaterleute an das Stück herangeführt hat. Ihre Unbefangenheit nimmt dem Stoff die Schwere. Und das wiederum fand das Premieren-Publikum toll.