Matthias Glarner, Matthias Sempach, Christian Stucki und Kilian Wenger – diese echten Berner Schwingerkönige mussten in den letzten Wochen ordentlich Texte büffeln.
Denn gleich alle vier treten abwechslungsweise im Freillichttheater Ballenberg an, im Stück «Wyberhaagge – Drama am Schwingfest». Und zwar gegen Schwingerin «Marlies», gespielt von der Berner Oberländerin Rahel von Känel.
Von Känel war auch im echten Leben eine Schwingerin – und will jetzt mit dem Auftritt Frauenschwingen bekannter machen. «Dank des Theaters wissen die Leute jetzt, dass es überhaupt Frauenschwingen gibt», sagt sie.
Gleichberechtigung ist überall wichtig. Beim Frauenschwingen sehe ich diese bis heute nicht.
Das ist auch Schauspieler und Drehbuch-Mitautor Beat Schlatter ein Anliegen. «Gleichberechtigung ist überall wichtig», sagt er. «Beim Frauenschwingen sehe ich diese bis heute nicht.»
Darum geht es im Stück à la Gotthelf
Aber worum geht es im «Wyberhaagge» überhaupt? Das fiktive Dorf Alttannen ist ein Fluchtort für gestresste Städterinnen und Städter, die dank des Programms «Leben wie vor 100 Jahren» zur Ruhe kommen sollen. Es ist geprägt von Themen wie Liebe, Eifersucht, Intrigen und einem Mordversuch.
Der Zürcher Eventmanager und Schwingfan Ben Hess (gespielt von Beat Schlatter) ist einer von ihnen. Doch statt sich zu entspannen, verliebt er sich in Mona und plant nebenbei die nächste Grossveranstaltung.
Niederlage im Sägemehl spaltet Familien
Das Event, für das Ben alle Register zieht, ist eigentlich der grösste Traum von Marlies. Sie ist Monas Schwester und Bäuerin im Ort. Sie wünscht sich, einmal gegen einen Schwingerkönig zu kämpfen. Und eben das Frauenschwingen bekannter machen.
Doch in Alttannen ist Schwingen irgendwie tabu. Eine frühere Niederlage im Sägemehl spaltet Familien und das ganze Dorf bis heute. Dann kommt es zum Schaukampf mit eben den Schwingerkönigen.
Doch: «Es geht auch um die Akzeptanz von Frauen im Sport», betont Beat Schlatter. Dieser Erzählstrang mündet dann eben in das Aufeinandertreffen von Schwingerin Marlies mit einem der Könige.
Die vier Könige probten für ihren Auftritt einen ganzen Tag. «Ich habe schon ziemlich Respekt vor meinem Auftritt», sagte etwa Christian Stucki.
Freilichttheater, Ballenberg, 5. Juli bis 19. August. Alle Vorstellung sind im Vorverkauf ausverkauft. Vereinzelt gibt es Plätze vor Ort.