Brecht und Chur 1948: Der damalige Direktor des Stadttheaters Chur, Hans Curjel, holte Bertolt Brecht kurz nach der Rückkehr aus dem amerikanischen Exil nach Chur. Dort inszenierte Brecht den griechischen Klassiker «Antigone des Sophokles». Werner Wüthrich ist Brecht-Forscher, er hat sich intensiv mit dessen Churer Arbeit auseinandergesetzt. «Bereits bei den öffentlichen Proben waren die Leute komplett überfordert und enttäuscht», sagt Wüthrich. «Das Stück kam absolut nicht an.» Brecht brach für diese Inszenierung mit alten Konventionen, verzichtete auf griechische Säulen, auf ein Bühnenbild - im Zentrum stand das Schauspiel. Damals war das Stück ein Flop, nach nur drei Vorstellungen in Chur und einer in Zürich war Schluss. Rückblickend war das Churer Experiment allerdings von grosser Bedeutung für Brecht und sein Theater.
Brecht und Chur 2018: Da sich die Uraufführung von «Antigone des Sophokles» bereits zum 70. Mal jährt, steht das Churer Theaterschaffen diesen Herbst ganz im Zeichen von Bertolt Brecht. Unter dem Titel «Brecht!BB18» werden in verschiedenen Aufführungen Brechts Bedeutung für die Gegenwart und die Zukunft beleuchtet. Das Festival wird Ende August mit den Freilichtspielen Chur eröffnet, danach startet die Theatersaison im Theater Chur. Diese steht unter dem Motto: «Ändere die Welt». Das Zitat stammt aus einem Stück von Brecht.