Deshalb bohrt die Nagra in der Schweiz: Die Nagra (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle) ist das technische Kompetenzzentrum der Schweiz, das für die Entsorgung radioaktiver Abfälle ein geeignetes geologisches Tiefenlager finden soll. Aktuell sind noch drei mögliche Standorte für ein Tiefenlager im Rennen: Jura Ost (Bözberg AG), Nördlich Lägern (ZH/AG) und Zürich Nordost (Trüllikon ZH/TG).
17 Bohrungen möglich: Die Nagra hat insgesamt 23 Gesuche für Tiefbohrungen in den Standortregionen eingereicht, zwei Gesuche aber zurückgezogen. Es liegen 17 rechtskräftige Bewilligungen vor. Es sei aber nicht geplant, alle Bohrungen durchzuführen, hält die Nagra fest. Das Tiefenlager für schwach- und mittelaktive Abfälle soll voraussichtlich etwa 2050 und jenes für hochaktive Abfälle etwa 2060 in Betrieb gehen. Im Bözberg würden voraussichtlich nur mittel- und schwachaktive Abfälle gelagert.
Die Bohrungen im Bözberg: Nach den Bohrungen im Kanton Zürich sind nun die Bohrungen im Aargauer Bözberg an der Reihe. Eine erste Bohrung läuft, eine zweite ist im Sommer geplant. Die Nagra untersucht mit den Bohrungen unter anderem die Dicke, die Dichte und die Zusammensetzung des Untergrundes, in dem das Tiefenlager dereinst gebaut werden soll. Bei einer Tiefbohrung wird während rund sechs bis neun Monaten gebohrt – aus technischen Gründen rund um die Uhr.
Das ist die Situation in der Gemeinde Bözberg: Die Nagra bohrt bis in rund 1000 Meter Tiefe. Das Ziel: Die Nagra muss das sicherste Lager für radioaktiven Abfall finden. «Wo eignet sich der Untergrund am besten, um radioaktiven Abfall möglichst lange einzuschliessen?», beschreibt Patrick Studer von der Nagra das Ziel der Bohrungen. In rund 30 bis 40 Jahren würden die Abfälle eingelagert. Bauarbeiter, Geologinnen und Geologen und andere Spezialistenteams müssen nun herausfinden, ob der Bözberg geeignet wäre oder ob ein anderer Standort passender wäre.
Die Reaktionen vor Ort: «Es gibt Leute, die Fragen haben, die sich Sorgen machen. Das können wir nachvollziehen. Den meisten Leuten ist aber bewusst, dass man dort bohren muss, wo die Geologie stimmt», so Patrick Studer, Mediensprecher der Nagra, gegenüber SRF. Geologisch gesehen könne man noch keinen Standort festlegen, der am besten geeignet wäre, sagt Geologe Michael Gysi bei der Besichtigung der Bohrstelle in Bözberg.
Geologisch gesehen ist es schwierig. Die drei Standortgebiete sind sehr ähnlich.
Technisch live informiert: «Das wichtigste ist der Grundwasserschutz», weiss Michael Gysi, einer der Geologen, der bei den Bohrungen auf dem Bözberg dabei ist. Er wird über eine App per Mobiltelefon live über Bohrungen informiert, auch weil der Untergrund immer wieder Überraschungen bietet. Die App zeigt, ob der Bohrer auf Wasser, Erdgas oder sogar Erdöl trifft. Erdöl auf dem Bözberg, das erwartet der Geologe allerdings nicht. «Geologisch gesehen ist es schwierig. Die drei Standortgebiete sind sehr ähnlich, das wurde bewusst so gewählt», erklärt er.