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Tierbrücke Autobahn A1 Freie Bahn für Hirsche und Wildschweine

50 Meter breit und zwei Bögen von je 17 Metern Spannweite – das sind die Eckdaten des neuen Wildtierübergangs. Es ist ein grosses Bauwerk im Gebiet Rynetel im Wald zwischen Gränichen und Suhr.

Der Übergang ist Teil des nationalen Wildtierkorridors Suret, zu dem auch die Unterführungen unter der SBB-Bahnlinie hindurch gehören. Bauherr ist der Bund. Seit Montag wird die Baustelle eingerichtet. Ab März beginnen die eigentlichen Bauarbeiten. Die Autofahrer werden sie spüren, weil die Fahrbahnen auf der Autobahn temporär umgelegt werden müssen. Wirklich richtig funktioniert der Wildtierkorridor Suret allerdings erst, wenn es auch noch über die Schnellstrasse T5 einen Übergang gibt. Das kann noch Jahre dauern.

Erwin Osterwalder

Fachspezialist Jagd und Fischerei

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Erwin Osterwalder ist Wildtierbiologe und als solcher der Wildtierspezialist des Kantons Aargau. Er arbeitet im Departement Bau, Verkehr und Umwelt und dort in der Abteilung Wald.

SRF: Erwin Osterwalder, die Tierbrücke kostet 14 Millionen Franken. Ist das nicht etwas viel Geld, nur damit ein paar Tiere über die Autobahn spazieren können?

Ich denke, das Geld ist berechtigt. Der Wildtierkorridor ist die einzige Verbindung von den Voralpen und dem Mittelland zum Jura – zwischen Olten und der Linthebene. Das ist ein ganz wichtiger Wildtierkorridor. Darum ist es auch gerechtfertigt, hier Geld zu investieren.

Die Autobahnen hat man ja vor 50, 60 Jahren gebaut. Hat man damals diese Brücken für die Tiere einfach vergessen? Oder war niemandem bewusst, wie sich so eine Autobahn auswirkt?

Ich gehe davon aus, dass man sich damals nicht bewusst war, dass man die Lebensräume der Tiere zerschneidet. Als die Autobahnen gebaut wurden, hatten wir noch bedeutend weniger Menschen in der Schweiz, es war weniger überbaut. Die Landschaft war mehr Landschaft als heute. Vermutlich hat man einfach nicht gewusst, was man eigentlich macht, wenn man eine Autobahn mitten in die Landschaft legt.

Nun baut man also eine grüne Brücke über die Autobahn zwischen Gränichen und Suhr. Was erhoffen Sie sich davon?

Die Autobahn zerschneidet die Landschaft. Da gibt es kein Durchkommen. Auf jeder Seite der Autobahn hat es hohe Zäune, damit eben keine Tiere auf die Fahrbahn gelangen. Mit der neuen Brücke können sich die Populationen wieder treffen und vermischen. Die Gefahr bei solchen Barrieren ist immer, dass die Tiere genetisch verarmen, weil sie isoliert sind. Gerade bei grösseren Tieren wie Luchs, Hirsch oder Wildschwein ist es wichtig, dass sie grössere Räume zur Verfügung haben.

Man hört ja immer wieder, dass von Süden her der Rothirsch gegen Norden drängt. Besteht denn die Chance, dass man dieses Tier nach der Eröffnung der Wildtierbrücke vermehrt nördlich der Autobahn sehen wird?

Ja, davon gehen wir aus. Der Rothirsch wird dann die Möglichkeit haben, den Jura zu besiedeln.

Und wie sieht es aus mit den Wildschweinen? Die kommen von Norden und stauen sich bis jetzt an der Autobahn A1.

Ich denke, die Wildschweine werden den neuen Weg von Norden nach Süden wählen. Auch für sie ist eine Autobahn eine grosse Barriere. Und Wildschweine nutzen keine Passagen, die unter der Autobahn hindurchführen. Wenn sie oben durch gehen können, werden sie diese Wildbrücke sicher nutzen.

Das Gespräch führte Stefan Ulrich.

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