Der Sikypark in Crémines (BE) will sich von anderen Zoos in der Schweiz abheben. «Die Schweiz hat nicht auf einen neuen Zoo gewartet. Wir haben genug Zoos», sagt Marc Zihlmann, der Betriebsleiter des Sikyparks. Darum habe der Sikypark eine Nische gesucht – und gefunden. Der Park hat im August 2018 seine Tore geöffnet und ist Seniorenresidenz und Pflegeheim für Zirkus-, Zoo und Wildtiere.
Sehr naher Kontakt mit den Tieren
Einige der Tiere sind in ihrem früheren Leben dressiert worden. Sie sind sich den Umgang mit Menschen gewohnt. Diese nahe Beziehung zu den Tieren will der Sikypark auch weiter pflegen. «Wir bedienen uns da etwas speziellen Methoden, weil wir einen direkten und intensiven Kontakt mit den Tieren haben und unsere Besucher gleich mit einbinden. Die Leute kommen bei uns sehr nah an die Tiere heran», sagt Zihlmann.
Der Schweizer Tierschutz ist grundsätzlich nicht für eine handzahme Haltung von Raubtieren. Das steht in seinem Zoobericht von 2014. Die Tiere würden mit Haustieren verglichen und ein realistisches Bild ihres natürlichen Verhaltens würde für die Besucher so wenig sichtbar. Der Tierschutz sieht aber auch Vorteile im Training, durch welches die Tiere beschäftigt und gefordert würden. Dies könne in ihrem Alltag eine wichtige Bereicherung sein.
Umstrittene weisse Tiger
Kritisch äussert sich der Schweizer Tierschutz dazu, dass der Sikypark letztes Jahr drei weisse Tigerjunge bei sich aufgenommen hat. Die Zucht und Haltung von weissen Tigern ist umstritten: Es handelt sich bei ihnen nicht um eine Rasse, sondern einen Gendefekt. Das heisst, sie müssen gezielt gezüchtet werden. Da Tiger mit einem solchen Gendefekt in der Natur sehr selten vorkommen, geschieht dies häufig durch Inzucht. Diese zieht oft Folgeschäden wie Totgeburten, frühzeitigen Tod oder Missbildungen nach sich.
Die Haltung weisser Tiger sei nicht begrüssenswert, auch wenn sie nicht selber gezüchtet worden seien, sagt Samuel Furrer vom Schweizer Tierschutz, Verantwortlicher für den Bereich Wildtiere. Man generiere dadurch eine gewisse Nachfrage. «Die weissen Tiger sind häufig immer noch attraktiv, auch wenn es langsam ein etwas alter Hut ist. Seit mehr als 30 Jahren sind sie beliebt – langsam könnte man auch eine andere Idee haben», sagt Furrer.
Marc Zihlmann vom Sikypark ist sich dieser Kritik bewusst. Die drei Tigermädchen, die aus einem österreichischen Zoo stammen, hätten aber nun mal ein Zuhause gebraucht und der Sikypark habe Platz gehabt, meint er. «Natürlich kann man die Tiere auch immer irgendwo ins Ausland verkaufen. Aber einen optimalen Platz zu finden, der auch dem Tierwohl entspricht, das ist ein anderes Thema. Ich denke, wir haben bei uns die beste Lösung gefunden.»
Zihlmann räumt jedoch ein, dass die weissen Tiger auch gut ins Konzept des Sikyparks passen. Einerseits sei es eine Tradition, da schon die Siky Ranch, die Vorgängerin des Sikyparks, weisse Tiger gehalten habe. Andererseits sei der weisse Tiger ein Sinnbild für den Showtiger und passe daher gut in die Zirkus- und Zoowelt des Sikyparks.
Sikypark «aus Tierschutzsicht sinnvoll»
Der Schweizer Tierschutz bewertet die Mission des Parks grundsätzlich positiv: «Das ist durchaus eine Nische, die aus Tierschutzsicht sinnvoll ist. Man kann diesen Tieren einen guten Platz, allenfalls eine Altersresidenz anbieten», sagt Samuel Furrer vom Schweizer Tierschutz, Verantwortlicher für den Bereich Wildtiere.
Auch die Entwicklung, die zwischen der Siky Ranch und dem Sikypark passiert ist, gehe in die richtige Richtung: «Die Löwenanlage beispielsweise ist gross und gut gestaltet. Das sind gute Entwicklungen.»