Seit einem Vierteljahrhundert wacht Bruno Baeriswyl über sensible Daten im Kanton Zürich. So bekämpft der Datenschützer Sicherheitslücken im Spital oder klärt Kinder über ihre Privatsphäre auf. Doch Ende April ist damit Schluss – Bruno Baeriswyl geht in Pension. Im «SRF Regionaljournal Zürich Schaffhausen» spricht er zuvor über den Datenschutz früher und heute.
SRF News: Bruno Baeriswyl, fast bei jeder App müssen sich User heutzutage registrieren und ihre Daten preisgeben. Haben Sie denn als Datenschützer überhaupt noch eine App auf dem Handy?
Bruno Baeriswyl: Auf meinem Handy sind tatsächlich einige Apps installiert. Aber ich treffe eine starke Auswahl. Gewisse Apps verlangen überall Zugriff wie beispielsweise auf den Kalender oder die Kontakte. Solche Apps installiere ich nicht. Man sollte die Apps also sehr selektiv auswählen. Zudem ist es nötig, entsprechende Einstellungen vorzunehmen, um die Apps einzuschränken.
Früher wusste niemand genau, was Handys oder Computer alles können.
Sie sind seit 25 Jahren Datenschützer. Damals waren Computer noch riesig, Handys benötigten grosse Taschen mit Batterien. War früher beim Datenschutz denn alles besser als heute?
Nein, es war überhaupt nicht besser. Der Datenschutz entwickelte sich aus dem Gedanken, dass die grossen Maschinen zu viele Daten über uns Bürgerinnen und Bürgern sammeln. Deshalb entschied man sich, Rahmenbedingungen beim Datenschutz zu schaffen. Früher wusste allerdings niemand genau, was Handys oder Computer alles können. Für viele war lediglich klar, dass die Maschinen viele Daten sammeln und über ein Netzwerk austauschen. Je mehr Daten jedoch bearbeitet wurden, desto mehr entwickelte sich das Bewusstsein für den Datenschutz.
Heutzutage sind Daten das neue Erdöl, Informationen sind Gold wert. Hätten Sie diese Entwicklung erwartet?
Diese Entwicklung kam unerwartet. Zwar zeichnete sich eine rasante technologische Entwicklung ab, sodass alle Daten austauschen können. Aber die Business-Modelle im Internet waren nicht voraussehbar: Grosse Anbieter stellen heute die besten Anwendungen gratis zur Verfügung und machen mit Daten von Userinnen und Usern Geschäfte. Für den Schutz der Privatsphäre ist es verhängnisvoll, dass diese Geschäftsmodelle im Internet nicht durchbrochen werden können. Denn nur wer bereit ist, Daten preiszugeben, kann auch Services nutzen.
Es verzerrt den Markt, wenn gewisse Monopole über so viele Daten verfügen.
Gibt es denn für die Nutzerinnen und Nutzer keine Möglichkeit, sich gegen die von Google oder Apple praktizierten Modelle zu wehren?
Selbstverständlich müssen sie sich dagegen wehren. Sie können etwa Einstellungen vornehmen, damit weniger Daten fliessen. Doch die Daten fliessen dennoch zu den Anbietern. Inzwischen ist aber ein neues Bewusstsein vorhanden, dass dies nicht korrekt ist. Es verzerrt den Markt, wenn gewisse Monopole über so viele Daten verfügen. Konsumentinnen und Konsumenten müssen dafür einstehen, dass sie nicht manipuliert werden wollen. Sie müssen auch gerechtere Preise fordern. Dieses Umdenken findet langsam statt. Dies führt auch zu einem gerechteren Umgang mit den Daten im Internet.
Das Gespräch führte Pascal Kaiser.