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«Tischlein deck dich» Der Briefträger nimmt die Raviolibüchse nicht mehr mit

Pöstler sammelten auf ihren Touren nicht mehr gebrauchte Lebensmittel ein – aber nur wenige Leute machten mit.

Noch essbare Lebensmittel nicht wegwerfen, sondern diese an bedürftige Mitmenschen weitergeben und so sogenannten Foodwaste vermeiden. Dies das Ziel der Post und «Tischlein deck dich» vor rund einem Jahr beim Versuch in den Kantonen Solothurn und Bern. Nun ist das Projekt ausgewertet. Der Prozess habe rein logistisch funktioniert, teilt die Post auf Anfrage mit. Die Pöstler nahmen die Esswaren mit, «Tischlein deck dich» holte sie danach bei den Poststellen ab. Allerdings machten nur wenige Personen mit.

Der Versuch

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Von November 2017 bis Januar 2018 sammelte die Post für den Verein «Tischlein deck dich» haltbare Lebensmittel ein. Getestet wurde dieses Projekt in den Solothurner Gemeinden Grenchen und Bettlach sowie im bernischen Ostermundigen. Anstatt Toastbrot oder Konserven in den Abfall zu werfen, konnten Bewohner in diesen Gemeinden diese Esswaren in Tragtaschen bei ihrem Briefkasten deponieren. Die Briefträger sammelten die Taschen auf ihren Touren ein und brachten sie in die Poststellen.

Der Rücklauf sei schwach gewesen, unter den Erwartungen, erklärt Alex Stähli, Geschäftsführer von «Tischlein deck dich». Der Versuch lief über die Festtage, deshalb habe man mit mehr nicht konsumierten Lebensmitteln gerechnet. Laut der Post sammelten ihre Briefträger 100 Einkaufstaschen ein mit rund 400 Kilogramm Esswaren darin. Aufgrund dieser Zahlen weite man den Versuch nicht auf die gesamte Schweiz aus, so Stähli.

War der Aufwand zu gross?

Über die Gründe für den bescheidenen Rücklauf kann der Geschäftsführer von «Tischlein deck dich» nur mutmassen. Möglicherweise sei der Aufwand für die Leute zu gross gewesen, unter den nicht mehr benötigten Lebensmitteln jene heraus zu sortieren, die ungekühlt längere Zeit haltbar sind. Erfreulich war laut Alex Stähli aber die Qualität der gespendeten Lebensmittel.

An der Bekanntheit des Projekts habe es sicher auch nicht gelegen. «Tischlein deck dich» sei von Nachbargemeinden der beteiligten Grenchen, Bettlach und Ostermundigen angefragt worden, ob bei ihnen nicht auch Lebensmittel abgeholt werden könnten.

Die Freiwilligen könnten einspringen

Das Thema Foodwaste – überschüssige, noch konsumierbare Esswaren – sei weiter akut, meint Alex Stähli. Deshalb überlege «Tischlein deck dich», ob die über 3000 Freiwilligen des Vereins hier eingesetzt werden könnten. Anstatt wie im Versuch die Pöstler, könnte die Freiwilligen die Lebensmittel einsammeln und zu Sammelstellen bringen, von wo aus sie dann verteilt werden könnten.

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