Zwei Dutzend Holzwolle-Produzenten gab es vor hundert Jahren in der Schweiz, übrig geblieben ist eine einzige Fabrik: das Unternehmen Lindner in Wattwil im St. Galler Toggenburg.
Holzwolle brauchte man bis vor kurzem als Verpackungsmaterial oder um den Böögg zu stopfen. Nun könnte Holzwolle-Vlies schon bald Kokosfaser ablösen im Einsatz beim Erosionsschutz.
Holzwolle-Vlies entsteht aus Holzwolle-Fasern. Verwendet wird einheimisches Fichten-, Föhren- und Buchenholz.
Das Holzwolle-Vlies wird an steilen, von Erosion gefährdeten Stellen verlegt. Es ersetzt dort Matten aus Kokos-Fasern, die oft mit Pestiziden getränkt sind.
Die einheimischen Hölzer hingegen stammen aus ökologischen Anbau. Die Holzwolle enthält deshalb keine Pestizide.
Das Saatgut wird anschliessend auf die Matten aufgespritzt. Die Holzwolle nimmt die Feuchtigkeit auf und speichert sie. So kann das Saatgut schneller spriessen.
Schon nach wenigen Tagen sind die ersten Keimlinge sichtbar. Verschiedene Studien belegen, dass der Erosionsschutz mit Holzwolle-Vlies funktioniert. Zum Beispiel hat das Landwirtschaftsamt des Kantons St. Gallen solche Vlies 2012 im Toggenburg getestet. Auch eine Studie des Bundesamtes für Umwelt kam vor fünf Jahren zu positiven Resultaten. Derzeit läuft eine grosse Forschungsarbeit im alpinen Raum, geleitet von der Hochschule für Technik in Chur und der Universität der italienischen Schweiz in Lugano. Auch dort sind die Resultate vielversprechend.
Die Lindner GmbH in Wattwil ist der letzte Holzwolle-Hersteller der Schweiz, 1919 gegründet, also hundert Jahre alt. Das Toggenburger Unternehmen stellt Holzwolle her für mehr als 180 Anwendungen. Neben dem Vlies produziert Lindner Holzwolle für die Euterreinigung nach dem Melken oder als Hygieneprodukt für die Lagerung von Lebensmitteln.