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Tourismus im Fricktal Blühende Kirschbäume ziehen viele Touristen an – zu viele?

  • Auf dem «Chriesiwäg» im Fricktal bewegen sich seit einiger Zeit immer mehr Menschen. Viele davon kommen aus Japan, wo die Kirschblüte ein wichtiges Ereignis ist.
  • Die Gäste sind willkommen. Aber die Gemeinde Gipf-Oberfrick muss den Besucherstrom nun mit Tafeln steuern. Die Touristen sollen die Felder der Bauern nicht betreten.
  • Aber die Landwirte profitieren auch von den Reisegruppen. Diese wollen nämlich unbedingt lokale Produkte kaufen, z. B. Honig.

«Es ist tatsächlich eine rechte Völkerwandunger» – das sagt Bauer Benedikt Schmid. Er hat seinen Hof in Gipf-Oberfrick, am Anfang des Chriesiwägs. Er weiss genau: Kommt wieder ein Zug an, dann dauert es nicht lange, bis Touristen-Gruppen über sein Land ziehen und die in voller Blüte stehenden Kirschbäume bewundern.

Es ist eine rechte Völkerwanderung.
Autor: Benedikt Schmid Bauer, Gipf-Oberfrick

Für Japaner sind Kirschblüten ein Zeichen für Schönheit. Und natürlich stehen sie auch für das Wiedererwachen der Natur im Frühling. Die asiatischen Besucherinnen und Besucher können momentan noch keine Kirschen pflücken, denn diese sind erst im Sommer reif.

Aber die Touristen wollen Souvenirs von ihrem Abstecher ins Fricktal nach Hause nehmen. Deshalb kaufen sie auf dem Hofladen von Benedikt Schmid ein. «Honig ist sehr beliebt. Es muss aber unbedingt Honig von hier sein. Darauf legen die Leute sehr viel wert», sagt der Bauer.

Die Werbung wirkt

Er profitiert also von der Anziehungskraft des Chriesiwägs. Aber es gibt auch eine Schattenseite. Immer wieder lassen sich die asiatischen Touristen auf den Wiesen unter den Kirschbäumen nieder und veranstalten Picknicks. Dabei trampeln sie das junge Gras nieder.

Tänzerinnen in farbigen Kleider unter Kirschbäumen in einem Park in Tokyo.
Legende: Die Kirschblüte ist in Japan ein grosses Ereignis. Mitglieder einer traditionellen Tanzgruppe treten unter blühenden Kirschbäumen auf im Ueno-Park in Tokyo (Aufnahme 2013). Keystone

Deshalb hat die Gemeinde nun Tafeln aufgestellt, die darauf hinweisen, dass man auf den Wegen bleiben und die Felder nicht betreten soll. Das Verhalten der Touristen hat die Frau Gemeindeammann von Gipf-Oberfrick in der «Neuen Fricktaler Zeitung» kritisiert.

Landwirt Benedikt Schmid findet auch, dass manche Touristen zu weit gehen. Aber über alles gesehen freut er sich über den Besucherstrom. Und er weist darauf hin, dass man die Leute ja ganz bewusst ins Fricktal holt.

Während der Saison darf direkt von den markierten Bäumen genascht werden.
Autor: Aargau Tourismus Werbeflyer Chriesiwäg Gipf-Oberfrick

Die Werbung für die Attraktion tönt tatsächlich verlockend: «Der Chriesiwäg in Gipf-Oberfrick führt durch die wunderschöne, kirschbaumreiche Landschaft des Fricktals und vermittelt Wissenswertes zum Kirschenanbau. Während der Saison darf direkt von den markierten Bäumen genascht werden», heisst es auf der Website von Aargau Tourismus .

Bauer Benedikt Schmid bemerkt dazu: «Wenn man schon Werbung macht für den Chriesiwäg, dann würde ich jetzt nicht davon sprechen, dass zu viele Leute kommen.»

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