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Tourismus Trend Wandern bei Nacht – romantisch oder störend?

Nachtwanderungen gewinnen an Beliebtheit. Die Naturschützer fürchten aber um die Ruhe der Tiere.

Bei Mondschein durch die Rheinschlucht, auf den Piz Scalottas oder durch die Viamala. Solche geführten Wanderungen bietet die Bündner Tourismusorganisation Graubünden Ferien im September täglich – besser gesagt jede Nacht – an. «Wir hoffen, damit in der Nebensaison zusätzliche Gäste zu gewinnen», sagt Luzi Bürkli von Graubünden Ferien.

Sorgen um gestresste Natur

Bedenken hat Armando Lenz von Pro Natura Graubünden: «Die Tiere brauchen auch einmal Ruhe vor uns Menschen.» Zudem fänden die Nachtwanderungen während der Jagdsaison statt. Die Tiere seien also sowieso schon grösserem Stress ausgesetzt.

«Wir sind mit dem Kanton in Verbindung und haben Routen gewählt, wo das Wild nicht gestört wird», betont Luzi Bürkli. Pro Natura macht sich aber nicht nur Sorgen ums Wild, sondern auch um kleinste Lebewesen und Pflanzen. Zudem animiere das Angebot die Leute, auch privat in der Nacht wandern zu gehen.

Wiese von einer Taschenlampe teilweise erleuchtet
Legende: Keystone

Idee der Nachtwanderung bekannt

Neu ist die Idee von Nachtwanderungen allerdings nicht. Gerade im Winter sind Schneeschuhtouren bei Nacht beliebt. Aber auch im Sommer bietet beispielsweise Appenzellerland Tourismus seit acht Jahren eine mehrstündige Tour bei Nacht an. Allerdings nur einmal im Jahr. Das wolle man auch nicht ausbauen, sagt Andreas Frey von Appenzellerland Tourismus: «Der Tourismus im Appenzellerland lebt vom Weitblick, der einem in der Nacht fehlt.» Man beobachte die Entwicklung bei den Bündner Kollegen aber genau.

Auch Pro Natura Graubünden will vorerst nur beobachten. Bis jetzt habe man nicht vor, gegen die Nachtwanderungen vorzugehen.

Regionaljournal Graubünden; 19.08.2020; 17:30 Uhr ; 

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