Eigentlich hätten die Profi-Musikerinnen und -Musiker am 26. Dezember nach China fliegen und über Silvester/Neujahr in Metropolen wie Peking oder Shanghai auftreten sollen. Doch die erste Fernost-Tournee des Sinfonie Orchesters Biel Solothurn findet nicht statt. Vorläufig.
Für den Intendanten des Theater Orchesters Biel Solothurn (TOBS) ist es ärgerlich, dass die China-Tournee nicht stattfinden kann. Ein Drama sei es aber nicht, sagt Dieter Kaegi: «Mir ist es lieber, die Tournee fällt ins Wasser, als dass 50 frustrierte und unzufriedene Musiker zurückkommen».
«Unannehmbare Konditionen»
Was ist passiert? Kaegi hatte die Tournee mit einer chinesischen Agentur zusammen organisiert. Dann habe sich die Agentur aber nicht an die Abmachungen gehalten, sagt Kaegi. Deshalb habe er die Notbremse gezogen und die Tournee abgesagt.
Differenzen gab es wegen der Unterkünfte, des Konzertplanes und der Instrumente. So war beispielsweise vereinbart, dass die grossen Instrumente wie Cello oder Kontrabass aus finanziellen Gründen nicht nach China transportiert werden, sondern vor Ort gemietet werden. «Dann kam aber plötzlich heraus, dass die Instrumente nicht für die ganze Tournee von acht Konzerten gemietet werden sollen, sondern an jedem Ort wieder neue Instrumente», erzählt TOBS-Intendant Dieter Kaegi.
Für Profimusiker, die als Solisten auftreten und mit ihrem eigenen Instrument verschmelzen, sei das inakzeptabel.
Eine Rute vom Samichlaus
Statt nach China zu fliegen, bleibt das Sinfonie Orchester Biel Solothurn nun also zu Hause. Und statt auf Bühnen in Peking oder Shanghai zu spielen, produziert es CDs und hat zusätzliche Jugend-Konzerte in Solothurn auf die Beine gestellt.
Einen Imageschaden werde das Orchester nicht davontragen, meint Dieter Kaegi. Zwar hat er vom Bieler Tagblatt am Samichlaus-Tag eine symbolische Rute statt einer Mandarine erhalten, aber damit könne er leben, schmunzelt der TOBS-Chef.
China-Tournee vielleicht 2019
Einen finanziellen Schaden hat es auch nicht gegeben. Eine grosse Firma, welche die Tournee gesponsert hätte, bleibt dem Orchester offenbar treu, wenn es später wieder versucht, in Fernost aufzutreten.
Aufgeschoben ist nämlich nicht aufgehoben. «Wir werden nach China gehen», sagt Dieter Kaegi bestimmt. Im zweiten Anlauf wird das Orchester sicher auf eine andere Agentur setzen. Und es wird sich Hilfe holen von chinesisch-schweizerischen Interessenverbänden, die mehr Erfahrung haben mit den Gegebenheiten im Reich der Mitte.