Normalerweise steht nicht er im Rampenlicht, sondern die Athletinnen und Athleten, die Adrian Rothenbühler trainiert. An den Swiss Sports Awards erhielt der Berner die Auszeichnung «Trainer des Jahres». Für einmal stand er mit Mujinga Kambundji, die als «Sportlerin des Jahres» ausgezeichnet wurde, gemeinsam auf der Bühne.
SRF: In ihrer Dankesrede an den Swiss Sports Awards sagten Sie, mit Ihnen sei der «Trainer-Normalfall» ausgezeichnet worden. Was heisst das?
Adrian Rothenbühler: In der Öffentlichkeit werden meistens die Trainer wahrgenommen, die eine Hundertprozent-Anstellung haben. In den grossen Mannschaftssportarten wie Fussball und Eishockey ist das ganz normal und das ist auch gut so.
Häufig hat man das Gefühl, ich sei der Trainer von Mujinga Kambundji und mache nichts anderes.
Auch bei mir hat man häufig das Gefühl, ich sei der Trainer von Mujinga Kambundji und mache nichts anders. Aber das ist bei weitem nicht so – nicht nur in der Leichtathletik. In der Trainerausbildung in Magglingen habe ich grösstenteils mit Menschen zu tun, die sich irgendwie Zeit dafür nehmen müssen, dass sie am Abend ein Training leiten können.
Seit sieben Jahren begleiten Sie Mujinga Kambundji – einmal enger, einmal weniger eng. Was haben Sie für eine Beziehung zueinander?
Ich sage häufig, ich fühle mich wie ein guter Nachbar. Wir sind tatsächlich fast Nachbarn – Kambundji ist aus Köniz und ich wohne im Liebefeld. Eine gute Nachbarschaft zeichnet sich dadurch aus, dass man auch einmal den Hausschlüssel hinterlegen oder nach Mehl oder Eiern fragen kann, manchmal hat man aber auch länger keinen Kontakt. So ist auch mein Verständnis: Ich unterstütze sie gern, wenn es mich braucht. Ich habe aber auch Verständnis, wenn sie keinen Bedarf hat.
Feingefühl zeigen, aber auch im richtigen Moment auf den Tisch hauen können – als Trainer hat man verschiedene Rollen. Was sind Sie für ein Trainer?
Ich bin eher der Trainer, der versucht, auf die Athletin oder den Athleten einzugehen. Gewisse Dinge nehme ich mir zu persönlich. Lange habe ich gedacht, ich sei einfach zu wenig ein «Soucheib». Das habe ich einmal einer Athletin, ich glaube es war Ellen Sprunger, erzählt.
Lange habe ich gedacht, ich sei zu wenig ein ‹Soucheib›.
Sie hat mich dann gefragt: «Glaubst du, dass der Trainer des erfolgreichen Kugelstössers Werner Günthör ein ‹Soucheib› ist?» Und ich musste sagten, nein, das ist er nicht. Also muss es wohl auch anders gehen. Aber ich bin sicher nicht der, der auf den Tisch haut. Oder wenn, dann für mich, im Versteckten.
Das Gespräch führte Leonie Marti.