Stirbt ein geliebter Mensch, gehört es im Wallis dazu, dass das halbe Dorf von ihm in der Aufbahrungskapelle Abschied nimmt. Dazu zählt auch, dass die Dorfbewohner den Hinterbliebenen ihr Beileid aussprechen und ihnen Trost spenden. Die Gemeinschaft steht zusammen und hilft sich durch diese schwere Zeit.
Im engsten Familienkreis
Nicht so während der Corona-Pandemie: Gottesdienste sind ausgesetzt, Beerdigungen dürfen nur noch im privaten Rahmen stattfinden. Eine öffentliche Aufbahrung gibt es nicht mehr und die Trauerfeier findet nicht mehr vor vollen Kirchenbänken statt, sondern nur noch im engsten Familienkreis. Gemeinsam Trauern und gemeinsam Abschiednehmen sind also wegen der Corona-Pandemie nicht mehr möglich. Mehr als fünf Personen gleichzeitig dürfen nicht mehr zum Verstorbenen.
Der Briger Bestatter Mario Zurbriggen sagt: «Normalerweise nutzen 50 bis 100 Personen die Aufbahrung, um Abschied von den Verstorbenen zu nehmen. Bei der darauffolgenden Beerdigung zählen wir dann 300 bis 600 Personen.» Für die, die jemanden verlieren, ist es im Moment schwer, wenn die Vereinskollegen des Verstorbenen, die Nachbarschaft oder das Dorf nicht mehr bei der Trauerfeier dabei sein können.
Trauern in aussergewöhnlichen Zeiten
Caroline Walker Miano ist Sterbebegleiterin und Gründungsmitglied des Oberwalliser Vereins für Sterbe- und Trauerbegleitung. Rituelle Handlungen, wie das gemeinsame Abschiednehmen, gebe Struktur und Ordnung, sagt sie. «Als Angehöriger bleibt man dadurch handlungsfähig in einer Zeit, in der nichts mehr der Normalität entspricht.»
Für die, die nicht zum engsten Familienkreis gehören und trotzdem Abschied nehmen wollen, empfiehlt Walker Miano zum Beispiel, zu Hause eine Kerze anzuzünden und in Gedanken trotzdem bei den Hinterbliebenen zu sein.
Beerdigung auf Video
Vereinzelt haben Bestatter im Wallis auch damit begonnen, die Beerdigung auf Video aufzuzeichnen, damit auch jene die zuhause bleiben müssen, virtuell daran teilhaben können.