Olten – viele kennen nur den Bahnhof der Stadt. Rundherum hohe Wohnblöcke. Besonders einladend wirkt die Stadt auf den ersten Blick nicht. Der berühmteste Ort der Stadt ist das Bahnhofsbuffet. Genau dort treffen wir auch Rhaban Straumann des Duos Strohmann-Kauz und die Poetry Slammerin Lisa Christ. Beide treten an den Kabaretttagen auf und beide wohnen in Olten.
SRF: Die Stadt sieht hier rund um das Bahnhofsbuffet nicht gerade sehr heiter aus. Wie sehen Sie es? Ist Olten eine lustige Stadt?
Lisa Christ: Kann eine Stadt an sich lustig sein?
Rhaban Straumann: Ich habe die gleichen Fragezeichen. Ich kenne keine Stadt die lustig ist.
Und die Einwohner?
Straumann: Ich würde nicht sagen, dass sie speziell lustig sind. Sie sind aber speziell mit Selbstironie gesegnet, weil sie genau mit solchen Klischees und Vorurteilen zu kämpfen haben. Gegen diese kommt man am besten mit Selbstironie und das zeichnet vielleicht die Oltner aus.
Christ: Ich finde, für eine solch kleine Stadt wie Olten, hat es eine hohe Dichte an Kulturschaffenden. Diese Szene empfinde ich zumindest als heiter, als sehr kreativ. Und Humor hat für mich etwas mit schöpferischer Kraft zu tun.
Sie beide stehen seit über 10 Jahren auf der Bühne. Wissen Sie inzwischen sicher, was lustig ist und welche Pointe funktioniert?
Straumann: Ich habe zwar schon eine gewisse Routine beim Schreiben. Eine Garantie, dass es eine Pointe gibt, gibt es jedoch nie. Wir erleben es oft, dass wir meinen, wir haben eine 100-prozentige Pointe im Programm. Aber dann spielen wir an einem Ort und merken, da lacht gar niemand. Es kommt auch stark auf das Publikum an.
Christ: Ich weiss inzwischen gut, wie ich die Pointe bringen muss, damit sie funktioniert. Manchmal funktioniert es besser, wenn ich einen Text abgelöscht vortrage statt mit sehr viel Energie. Einmal habe ich einen Text völlig emotionslos vorgelesen und meinte, dass ich damit beim Publikum scheitere. Dieses fand es jedoch sehr gut.
Man muss professionell damit umgehen, wenn Leute während der Vorstellung miteinander reden.
Was machen Sie, wenn das Publikum überhaupt nicht reagiert?
Christ: Ich finde man muss lernen damit umzugehen. Man darf die Fassung nicht verlieren. Es ist auch professionell, dass man ein Stück zu Ende bringt, auch wenn gewisse Leute miteinander reden.
Straumann: Man lässt sich am Anfang viel zu fest irritieren. Ich erinnere mich gut an einen unserer ersten Auftritte. Da sassen zwei ältere Herren im Publikum. Die machten ein schreckliches Gesicht. Da dachten wir, unser Programm hat ihnen überhaupt nicht gefallen. Aber genau diese zwei Herren kamen danach zu uns und sagten, es sei super gewesen. Sie hörten einfach so konzentriert zu und machten deshalb diese Gesichter.
Das Gespräch führte Mario Gutknecht