Der 13. Juni könnte den Konzern ins Mark treffen, der die Schweizer Landwirtschaft wie kein zweiter prägt: Fenaco.
Volk und Stände entscheiden dann über die Volksinitiativen «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» ( Pestizid-Initiative ) und «Für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung – keine Subventionen für den Pestizid- und den prophylaktischen Antibiotikaeinsatz» ( Trinkwasser-Initiative ).
Fenaco, die Genossenschaft der Bauern, erwirtschaftet einen Umsatz von über sieben Milliarden Franken und vereinigt dutzende Firmen unter sich, darunter Volg, Landi und Agrola.
Bereits hat das Unternehmen 400'000 Franken in die Hand genommen, um die Initiativen zu bekämpfen. In «ECO» begründet das Unternehmen: «Die beiden Vorlagen sind derart extrem, dass sie die Existenz vieler Landwirtinnen und Landwirte gefährden.»
Gern gibt sich das Unternehmen als Beschützerin von Schweizer Bäuerinnen und Bauern: «Unser genossenschaftlicher Auftrag ist es, die Landwirtinnen und Landwirte bei der wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Unternehmen zu unterstützen.»
Fenaco: Zulieferer und Abnehmer der Bauern zugleich
Vor allem aber gefährdet die Vorlage das Geschäftsmodell von Fenaco selbst.
Der Konzern steht mehrheitlich für eine intensive, konventionelle Landwirtschaft und ist Rundumversorger der Schweizer Bauern. Kritiker sprechen vom «Fenacoversum».
Tatsächlich ist Fenaco Zulieferin und Abnehmerin der Bauern zugleich:
- Sie versorgt Bauern mit Futtermittel, Saatgut, Dünger und Maschinen.
- Sie berät sie beim Anbau. Sie übernimmt, wenn gewollt, sogar die Arbeit selbst.
- Sie stellt eine Software fürs Hofmanagement zur Verfügung.
- Sie kauft die Produkte wieder ab, verarbeitet sie und verkauft sie schliesslich den Bauern wieder über ihre Läden.
Ein fundamentaler Angriff
Der Konzern schreibt: «Die Fenaco ist in verschiedenen Geschäftsbereichen von den Initiativen betroffen, insbesondere in der Lebensmittelverarbeitung. (…) Bei einem Ja zu den Initiativen würde die landwirtschaftliche Produktion so stark sinken, dass deutlich mehr importiert werden müsste.»
Darüber hinaus wären alle Bereiche rund um die Tierproduktion betroffen. Das legt eine Studie der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) im Auftrag von Greenpeace nahe.
In Folge der Trinkwasser-Initiative würden die Tierbestände stark zurückgehen: Nur noch 94 Prozent der Schafe und Ziegen könnten gehalten werden, 85 Prozent des Rindviehs, 39 Prozent der Schweine und 17 Prozent des Geflügels. Grund dafür sind die Bestimmungen rund um die Futterproduktion.
Für Fenaco hätte das drastische Auswirkungen: So setzen verschiedene Fenaco-Töchter mit Futtermittel und Getreide über eine Milliarde Franken um, mit dem Tierhandel 452 Millionen Franken und mit der Fleischverarbeitung 505 Millionen.
Fenaco müsste in diesen Bereichen mit deutlichen Rückgängen rechnen und sich neu aufstellen müssen.