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Trotz Geldprämie für Familien Immer noch keine neuen Familien mit Kindern in Quinten

Eine Stiftung zahlt Geld, wenn Familien nach Quinten am Walensee ziehen. Bis jetzt hat niemand das Angebot angenommen.

Noch lediglich rund 40 Personen leben in Quinten im Kanton St. Gallen, das nur per Schiff über den Walensee oder zu Fuss erreichbar ist. Eine Strasse für Autos gibt es nicht.

Um die Zukunft der Ortschaft zu sichern, kündigte die Stiftung «Quinten lebt» im Februar eine Prämie für Familien an, die nach Quinten ziehen: 200 Franken pro Monat und Kind, maximal 20'000 Franken.

Um den entsprechenden Wohnraum und Arbeitsplätze zu schaffen, hat die Stiftung in den letzten Monaten ein historisches Gebäude umgebaut. Entstanden sind zwei Wohnungen für Familien, ein Bed and Breakfast sowie ein kleines Restaurant.

Noch keine Familien

Die Wohnungen sind nun bezugsbereit, das Bed and Breakfast mit Restaurant wird am 13. Juni eröffnet. Allerdings: Ein Mietvertrag mit einer Familie ist bis jetzt nicht zustande gekommen.

Eine der beiden Wohnungen wurde an die Betreiber des neuen Bed and Breakfast vermietet. Dieses wird in Zukunft von drei jungen Männern aus Zürich geführt, die nach Quinten gezogen sind. Für die zweite Wohnung gibt es derzeit noch keine Mieter. Kinder werden also vorläufig nicht nach Quinten ziehen.

Die Strategie sei nicht gescheitert, sagt dazu Stiftungspräsident Joel Schmid. «Es müsste vieles passen, damit eine Familie nach Quinten zieht. Dazu gehört zum Beispiel auch eine Arbeitsstelle ausserhalb von Quinten.» Es gebe mehrere Interessenten, aber man brauche halt etwas Geduld.

Kritik aus der eigenen Gemeinde

Quinten gehört zur Gemeinde Quarten (SG). Zu den Kritikern der Strategie gehört nach wie vor der Gemeindepräsident Erich Zoller. Die Geldprämie gebe den Eindruck, man könne Leute nur mit Geld nach Quinten locken.

Zoller findet, man müsste vielmehr die positiven Aspekte herausstreichen, so zum Beispiel die tolle Lage am Walensee oder dass Quinten verkehrsfrei sei.

Joel Schmid ist jedoch überzeugt, dass dies nicht reicht. Damit locke man Touristen an, aber keine neuen Einwohner. Die Stiftung bleibt deshalb beim Angebot der Prämie für Familien. Und ist überzeugt, dass bald tatsächlich Familien nach Quinten ziehen werden.

Albinen (VS) machte es vor

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Bergdort mit Kirche
Legende: Silvia Graber | SRF

Eine ähnliche Aktion brachte 2017 das Walliser Bergdorf Albinen bei Leukerbad international in die Schlagzeilen. Die Gemeinde zahlt Prämien für Bewohner, die im Dorf in ein Haus investieren. 25'000 Franken für eine erwachsene Person, 10'000 Franken pro Kind. Damit wollte Albinen die Abwanderung stoppen und das Dorf vor dem Aussterben retten. Und das mit mehr Erfolg als in Quinten: Das Dorf wurde mit Anfragen überrannt, mehrere Familien und Einzelpersonen sind seither nach Albinen gezogen.

Schweiz aktuell, 05.06.2020, 19:00 Uhr

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