Die Ordensbrüder des Klosters Einsiedeln probten am Donnerstag den Ernstfall. 17 Ordensbrüder sind zusammen mit der Einsiedler Dorffeuerwehr im Einsatz. Das Szenario: ein Brand im Dachstock des Klosters.
1983 hat es gebrannt
Den Ernstfall, den gab es bereits - vor 36 Jahren. Die Ordensbrüder des Klosters Einsiedeln hatten sich gerade eben zum Nachtessen hingesetzt – am 11. Juli 1983 gegen halb sieben – als es zu schellen begann. Der Feueralarm.
Ein ganzer Flügel des dreihundert Jahre alten Benediktinerklosters stand in Flammen. Die oberen Stockwerke der Stiftsstatthalterei, also der Klosterverwaltung, brannten fast komplett nieder. Dokumente des Klosterarchivs wurden zerstört, der Schaden betrug mehrere Millionen Franken.
Doch: Es hätte um einiges schlimmer kommen können. Die hausinterne Klosterfeuerwehr und die Einsiedler Feuerwehr konnten die Flammen eindämmen, bevor sie auf andere Trakte übergriffen. Dank dem Brandschutz, der überall da eingerichtet war, «wo es Kunstschätze hat und wo Menschen schlafen», wie damals ein Pater gegenüber der Tagesschau sagte.
Schwer zugängliches Kloster
Dieser Brandschutz wurde seither Schritt für Schritt weiter ausgebaut. «Regelmässig bringen wir unsere Pläne auf den neusten Stand», sagt der heutige Kommandant der Feuerwehr Einsiedeln, Marcel Zehnder.
«Das geschieht natürlich in Zusammenarbeit mit dem Kulturgüterschutz und den Klostermitarbeitern.» Denn, das Löschen eines Brandes unterscheide sich bei einem solch historischen und schützenswerten Gebäude stark von jenem bei einem Einfamilienhaus.
«Viele Teile des Klosters sind nur schwer zugänglich», so Zehnder. «Weil das Gebäude so gross und verwinkelt ist, sind wir auf Hilfe von Ortskundigen angewiesen.» Diese erhalten sie von Pater Justinus und seinen Männern. Er ist Chef der klostereigenen Mini-Feuerwehr, die 18 Mann stark ist.
Die U-60-Feuerwehr
Einige der Kloster-Feuerwehrleute sind Mitarbeiter aus den hausinternen Werkstätten, zum Beispiel der Schreinerei. Die meisten jedoch sind Ordensbrüder wie Pater Justinus. «Wer das 60. Altersjahr noch nicht erreicht hat, muss bei der Klosterfeuerwehr mitmachen». Anders gehe es nicht. «Wir brauchen die Leute», so der Pater.
Die feuerbekämpfenden Geistlichen helfen der Dorffeuerwehr beim Navigieren hinter den Klostermauern und beim Löschen. Zudem sind sie die ersten Ansprechpersonen, wenn’s darum geht, die vielen wertvollen und geschichtsträchtigen Gegenstände des Klosters zu retten. «Natürlich haben die Menschen und Tiere Priorität», sagt Pater Justinus, «doch dann kommen die teils tausend Jahre alten Bücher, Dokumente und Kunstwerke».
Geschichtsträchtige Bibliothek
All diese Gegenstände sind auf einer Inventarliste online zusammengefasst. Die Feuerwehrleute und Ordensbrüder sehen da, welcher Gegenstand wo steht und wie man ihn notfalls abmontiert. Was zuerst gerettet werden muss, das wissen die Ordensbrüder. «Die Bibliothek mit den historischen Büchern und Dokumenten ist sicher ganz oben auf der Liste», so Pater Justinus.
Damit im Ernstfall dann alles reibungslos funktioniert, müssen Kloster- und Dorffeuerwehr gemeinsam funktionieren. «Mindestens einmal im Jahr treffen wir uns deswegen zu einer gemeinsamen Übung», sagt Feuerwehrkommandant Zehnder.