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Umbauen trotz Denkmalschutz Stein am Rhein will nicht zum Freilichtmuseum werden

Das Städtchen Stein am Rhein ist Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt. Doch es soll in der mittelalterlichen Altstadt nicht nur flaniert und fotografiert, sondern auch gelebt werden. Ein Viertel der rund 250 geschützten Häuser stehen aber ganz oder halb leer. Die Wohnungen bieten zu wenig Komfort. Umbauwillige Hausbesitzer und Investoren würden durch restriktive Schutzbestimmungen abgeschreckt, klagt Stadtpräsident Sönke Bandixen.

Anlaufstelle für Investoren

Bandixen setzt sich deshalb für eine Lockerung der Schutzbestimmungen ein. Als Sofortmassnahme hat der Stadtrat nun einen Bauherrenberater eingestellt: Der Architekt Leo Graf soll Investoren Mut machen und ihnen aufzeigen, welchen Spielraum es trotz Denkmalschutz gibt, um Liegenschaften zu modernisieren und zum Beispiel mit einem Lift im Innenhof auszustatten. «Ich verstehe meine Aufgabe nicht als Kampf gegen die Denkmalpflege, sondern es soll eine enge Zusammenarbeit sein», betont Graf.

Architekt und Berater Leo Graf diskutiert mit Stadtpräsident Sönke Bandixen.
Legende: Architekt und Berater Leo Graf (links) diskutiert mit Stadtpräsident Sönke Bandixen. SRF

Der Architekt, der heute in Bern lebt, aber in Stein am Rhein aufgewachsen ist, arbeitet dafür tageweise im Städtchen. Und damit das Angebot auch rege genutzt wird, sind die ersten zehn Beratungsstunden durch ihn für die bauwilligen Hausbesitzer gratis. Finanziert wird das Angebot durch die Windler-Stiftung, die sich unter anderem für den Erhalt und die Verschönerung des Städtchens einsetzt.

Heimatschutz begrüsst das Angebot

Katharina E. Müller, Präsidentin des Schaffhauser Heimatschutzes, attestiert dem neuen Berater gegenüber dem «Regionaljournal» das nötige Fingerspitzengefühl. Graf sei ein ausgewiesener Fachmann für den Umbau von Altstadtliegenschaften. Sein Einsatz funktioniere aber nur, wenn Graf auch früh genug in der Planungsphase einbezogen werde. «Und ich hoffe, dass sein Fachwissen auch bei den Politikern gehört wird, dass er nicht als Deckmäntelchen missbraucht wird, um die Bauordnung aufzuweichen.»

Der Heimatschutz werde jedenfalls die weiteren Schritte in Stein am Rhein genau beobachten. Nicht als Verhinderer, wie Katharina E. Müller betont, sondern um bei der Lösung der Probleme mitzuhelfen.

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